Text: Christoph Walter, 12. Oktober 2021

Es steckt mehr in uns allen, als anderen oder gar uns selbst bewusst ist. Das ist, kurz zusammengefasst, die Kernaussage von „Rare To Wake“, dem Eröffnungsstück von Shannon Lays neuem Album „Geist“. Und gleichzeitig auch eine passende Überleitung zur LP selbst, steckt doch auch in dieser deutlich mehr, als man beim ersten flüchtigen Hören wahrnimmt. Grundsätzlich hat sich im Vergleich zu den letzten Platten der Musikerin mit den auffälligen roten Haaren nicht allzu viel geändert. Das minimalistische Grundgerüst aller Stücke bilden nach wie vor Gesang, Akustikgitarre und ein Faible fürs klassische Songwritertum der 1960er und 70er Jahre.

Besonders wird „Geist“ in erster Linie durch die Kleinigkeiten, die Shannon Lay zu diesen „Basiszutaten“ hinzufügt — oder, wie im Falle des beeindruckenden A-cappella-Stücks „Awaken And Allow“, weglässt. Die hingetupften Klavierklänge in der tröstlichen Ballade „Sure“ etwa, das sparsam eingesetzte Cello, das an verschiedenen Stellen auftaucht, oder der gedoppelte Gesang und das knarzige Keyboard im Titelsong. Das ist schon alles sehr stimmig und unterstreicht das Ausnahmetalent der Amerikanerin. Da trifft es sich ganz wunderbar, dass Shannon Lay zu den ersten Künstlerinnen aus Übersee gehört, die sich wieder aufs europäische Festland wagen. Zwar nur für zwei Konzerte (präsentiert von NEØLYD), aber immerhin.

08.11.2021 Hamburg – Aalhaus
09.11.2021 Berlin – Monarch

VÖ: 08. Oktober 2021 via Sub Pop Records