Text: Stefan Killer, 19. Juni 2020

sinks hat die Isolation schlafloser Coronanächte genutzt, um seiner Debüt-EP „June“ einen dunkleren Anstrich zu geben. Das tschechische Noiserock-Trio ersetzte auf „July“, also dem Remake von „June“, nicht nur die scheppernden Grungegitarren durch Synthiwabern. Nein, auch der Anspruch der beiden Werke ist grundverschieden.

Ein Beispiel: Während sich die Hörerschaft im Lauf des „June“-Songs „plain“ an ihre ersten Moschversuche im rot karierten Flannellhemd erinnert, mäandert sie beim „July“-Pendant „Pl>In“ im Stroboskoplicht angesagter Trip-Hop- und Wave-Läden Anfang der 1990er-Jahre. So oder ähnlich verhält es sich mit jedem der fünf neuen alten Tracks. „lexaurin“ – auf „June“ – ist Postpunk pur, bei „Lex?aurin“ (Video) liegt der Griff nach der blauen Pille und Samples näher denn je. Lediglich an Text und Tontiefen lassen sich die markanten Songreferenzen des Debüts festmachen. Zum Glück, denn so ist mit „June“ ein weiteres eigenständiges Werk gewachsen, das neugierig macht auf mehr.

„Es ging darum, den alten Liedern einen neuen Dreh zu geben, ohne die Stimmung zu verderben. Jetzt, da es raus ist, kann jeder für sich entscheiden, welche besser passt – und mit uns hoffen, dass wir uns alle bei Auftritten bald wiedersehen, sodass die Originalversionen wieder live gespielt werden können“, kommentierte sinks die Motivation hinter der neuen EP. Und dem ist nichts hinzuzufügen, außer: „July“ ist vielleicht kein Meilenstein der Musikgeschichte, aber ein spannender auf dem Weg aus der Krise. Oder rein?

VÖ: 19. Juni 2020 via Crazysane Records