Text: Oliver Schröder, 15. Oktober 2021

Den Namen Spiritczualic Enhancement Center muss man ein paar Mal laut aussprechen, bevor er flüssig über die Lippen geht. Das schwarzweiße Albumcover offenbart seine floralen und geometrischen Teppichmuster erst bei genauerem Hinsehen. Dass sich die Band selbst dazu als “spectral trance jazz ensemble with a psychedelic-punk methodology“ bezeichnet, legt die Schwelle für den unerfahrenen Hörer auch nicht gerade niedriger.

„Kraut Jazz Futurism“ heißen die seit 2019 von Kryptox-Labelchef Mathias Modica zusammengestellten Compilations, auf denen er präsentiert, was alles so in den Städten des Landes vor sich hin brodelt. Spiritczualic Enhancement Center sind auf dem zweiten Teil der Reihe mit „360° of Harmony“ vertreten – mit drei Minuten auch das kompakteste Stück auf „Carpet Album“. Der Compilation-Titel verrät dann vielleicht auch etwas plakativer, in welche Richtung es geht. Jazz und Kraut liegen auf jeden Fall schon mal zusammen auf dem Teppich. Und der klingt schon irgendwie nach Zukunft – wenn auch eher nach Retrofuturismus. Ein eindeutiger Referenzpunkt ist demnach auch „Bitches Brew“: 1970 klang das, als hätte sich Miles Davis in eine Zeitmaschine gesetzt und schon mal geguckt, was in 50 Jahren in Sachen Experimentaljazz so geht. Vielleicht stieß er dabei ja auf das Spiritczualic Enhancement Center, was den Kreis auf aberwitzige Weise schließen würde. Live wird das Spektakel zur einer musikalischen Kernfusion, die bereits auf vielen Festivals ihre Spuren hinterlassen hat. Dass irgendwann Damo Suzuki mit auf der Bühne stand, erscheint da fast schon als selbstverständlich.

Bei Teppichen gilt die Provenienz – also die Herkunftsbezeichnung – als Qualitätsmerkmal. Spiritczualic Enhancement Center setzen sich über derartige Bewertungsmaßstäbe locker hinweg. Sie stammen aus Deutschland, Japan, Israel, Iran, USA, Türkei, Irak, Dänemark, Polen, Philippinen, UK, Russland, Moldau, Rumänien, Tschechien, Montenegro und Mazedonien. Die daraus entstehende Vielfältigkeit ist so spannend und schillernd, dass man sich das Schädelinnere mit diesem Teppich auskleiden möchte.

VÖ: 15. Oktober 2021 via Kryptox