Text: Stefan Killer, 13. Februar 2018

Das schwarz-weiße tote Steppenvieh passt, wenn überhaupt, nur zu den Tasten des Instruments, auf dem es liegt. Mit der idyllischen Landschaft draußen lässt es sich nicht vereinbaren, schon wegen des kühlen Klimas nicht. Das Ambiente des „bloody lovely cottage“, wie die Urheber den Drehort des Videos beschreiben, macht es zudem schnell zunichte. Was also soll es da – und wieso wird es so dilettantisch von oben in Szene gesetzt?

Erstens handelt das vor Kurzem erschienene neue Video von SPQR nicht von seiner tierischen Dekoration, sondern dem animalisch anmutenden Auf und Ab des Sängers am Klavier; und zweitens gibt die Zebraleiche in der englischen „Lake District“-Idylle ein gutes Sinnbild ab für die Klangästhetik des wohl eigenartigsten Postpunk-Trios Englands: In Bandcamp beschreiben die Newcomer ihren Sound als „Lo-fi weird rock“. Diese drei Merkmale beschreiben auch gut des Bandleaders hier dargebotene Soloversion von „Dystopia“, dem letzten Song auf der EP „The House That Doubt Built“.

Dass es sich bei diesem Debüt keineswegs um einen minderbemittelten Anarchomitschnitt aus dem Proberaum handelt, wird schon im Opener deutlich. In „Or So I Say“ entpuppt sich jedes noch so banal wirkende Riff als kunstvoll gestalteter Winkelzug. Schon fast schizophren spielt sich die Band vom Hundertsten ins Tausendste und zitiert ganz nebenbei an das halbe Dutzend Genres und Stile. Sätze wie „I can’t remember why I’m so special“ unterstreichen dabei stets (unfreiwillig) das britische Understatement der Band.

Der Song „Suffer“ stolpert anschließend so wirr und grob daher wie wohl Joshua Homme nach einer durchzechten Desert Session. Das Garagengemälde „Life Would Be Easy“ läuft wie eine frisch geölte Maschine, ehe die kurze Schlusseinlage an der Akustikgitarre das Interludium zu „Whatever Wheather“ bildet. Dessen Chöre und Sologitarre erinnern an die ästhetisch schönen Momente des Artrock in den 1970er-Jahren. Am Ende der „The House That Doubt Built“-EP hallt das Klavier von „Dystopia“ ähnlich roh wie das im Video, der Bandleader singt wie Größen aus den Swinging Sixties – bloß nackt und ohne den Swing.

Das SPQR-Debüt ist Weirdrock durch und durch. Mal schräg, mal episch mogelt sich die Band geschickt durch allen Pathos, den die zahlreichen Klangreferenzen schon per Definition verursachen müssten; und auch, wenn sie letztlich punkige Popularmusik spielt, vor dem progressiven Anspruch großer Zeitgenossen muss sich SPQR in ihrer Nische nicht verstecken. Erst recht nicht, wenn der Unterschlupf totes Vieh als Deko beherbergt.