Text: Stefan Killer, 07. Mai 2021

Was Squid für viele Menschen besonders macht? Die Band aus Brighton, England, geht musikalische Wagnisse ein, springt dem Establishment förmlich an die Gurgel. Im Promotext für das Debütalbum fallen Worte wie „Kreativexperiment“, „disharmonisch“, „Multiinstrumentalisten“. Und zugegeben, streckenweise wirkt die Geschichte hinter „Bright Green Field“ arg verkopft. Wer sich aber auf dieses eigenartige Konstrukt aus Musik und Erzählung einlässt, erlebt einen groovenden Rundgang durchs eigene Kopfkino.

Da treffen frickelige Melodien auf Spoken-Word-Einlagen und Krautrock-Weiten („Narrator“), etwa acht Minuten später tanzbare Mathrock-Linien auf geblähten Tiefbass und Synthis („Boy Racers“). Auch Glockenklang-Samples und Bläser kommen zum Zug. Ob beim Pubbesuch oder Livekonzert, laut Angaben der Band entstand „Bright Green Field“ größtenteils aus der direkten Interaktion der fünf Bandmitglieder. Deren Narrative und Diversität spiegeln sich in den Songstrukturen wider, beinahe zu jedem Zeitpunkt des Hörens flimmern Bilder.

Progressiver Postpunk

Es geht bei Squid weniger um kunstvoll verzierte Gesänge, mehr um den Ausdruck hinter den Worten und musikalischen Stilen. Liebevoll schreien und pöbelnd versöhnen sind die Devise, Gitarrenzerre und Crashbecken überflüssig. Während „Global Groove“ läuft, kann das innere Auge in der verregneten Londoner Sperrstunde einen rauchenden Trenchcoat stehen sehen, dessen Begleitung im Zwielicht aus der Pubgasse fährt. Der Song klingt, wie stereotypische Gangster auf manchem Zelluloid aussehen.

Und genau diese bildhafte Eindringlichkeit nimmt „Bright Green Field“ das Verkopfte. Squid könnte sicher stundenlang über die Hintergründe der elf Stücke referieren. Doch auch ohne eines solchen Vortrags der Band kommen sowohl Postpunker als auch progressivere Geister auf ihre Kosten. Mit ihrem Erstling dürfte sich Squid schon jetzt den Titel Grower des Jahres gesichert haben.

11.10.2021 Köln – Gebäude 9
12.10.2021 Hamburg – Molotow (Club)
18.10.2021 Berlin – SO36
21.10.2021 München – Feierwerk / Hansa 39
23.10.2021 (CH) Zürich – Bogen F
24.10.2021 (CH) Düdingen – Bad Bonn

VÖ: 07. Mai 2021 via Warp Records