Treffen in der Musik verschiedene Genres aufeinander, ist oft höchste Vorsicht angebracht — unheilige Allianzen von Rock und Klassik oder Weihnachtsliedern und Swing gibt es schließlich zur Genüge. Deshalb sollte auch tunlichst vermieden werden, bei „Positive“ von einem Aufeinandertreffen des maskierten Pianisten Lambert und des Techno-Produzenten Stimming zu sprechen. Das gemeinsame Album der beiden (2018 veröffentlichte das Duo bereits die EP „Exodus“) ist nämlich weit mehr als nur Klaviermusik mit ein paar elektronischen Beats, sondern eine organische Einheit. Überflüssig also, bei jedem Stück herausfinden zu wollen, wer von beiden welchen Beitrag geleistet hat.
„Positive“ ist ein echtes Miteinander, kein Nebeneinander. Deshalb macht die Platte auch so große Freude. Allein schon, weil die Stücke einlösen, was ihre sprechenden Titel andeuten. In „Detektei Lambert“ zum Beispiel hat man direkt hektisches Werkeln in einem altmodischen, verrauchten Büro vor Augen, „Pocket Tragedy“ ist ein Theaterstück im Taschenformat und „Sommerflimmern“ trotz seines flirrenden Durcheinanders so entspannt wie ein lauer Sommerabend. Ein feines Album, das zu einer konzentrierten musikalischen Entdeckungsreise einlädt, aber genauso gut nebenbei gehört werden kann.
