Text: Oliver Schröder, 20. Februar 2017

Wer ist eigentlich auf den wahnwitzigen Gedanken gekommen, dass das Leben voller süßer Leichtigkeit stecke? Mit „Hard Love“ liefert Tim Showalter neun überzeugende Gegenargumente. Überall lassen sich Verletzungen zuziehen, ist seine Erkenntnis. Nirgendwo ist man sicher: Tour-Exzesse, Beziehungskatastrophen und familiäre Tragödien. Und wie so oft, wenn der Künstler eine harte Zeit durchmacht, entsteht etwas Besonderes.

Die treibenden Kräfte hinter seiner Musik beschreibt Showalter dementsprechend als zweigeteilt: „Eine Seite in mir sucht ständig nach dem perfekten Song, während die andere Seite nackt in der Wüste den Mond anheult.“ Diese Zerrissenheit ist der rote Faden, der das Album scharf durchzieht und an einigen Stellen beim Zuhören schmerzhaft tiefe Wunden hinterlässt. Kraftvoll, exzessiv und kompromisslos testet Strand Of Oaks, ob Rock’n’Roll im Jahr 2017 überhaupt noch zu etwas Anderem taugt, als Oberflächlichkeit, gereckte Fäuste und Festivalkommerz. Nach dem Durchhören von „Hard Love“ muss diese Frage eindeutig bejaht werden. Den Ausgangspunkt aus Folk, Country und Postpunk hinter sich lassend, wird hier in zum Teil atemberaubender Geschwindigkeit mit emotionalen Grenzerfahrungen durch die Gegend geschmissen. Mutige Psychedelia-Exkurse und eine allgegenwärtige bröckelig-grungige Rauheit bewahren die Songs davor, trotz gelegentlicher Hymnenhaftigkeit in leere Rockposen abzudriften.

„Hard Love“ lässt den Hörer aber trotz aller Blessuren nicht vor dem Leben zurückschrecken, sondern erst recht Hals über Kopf in den Abgrund stürzen. Denn das, was sich während des Falls erleben lässt, ist laut Strand of Oaks schließlich das Einzige, das etwas zählt.

25/02/2017 Berlin – Privat Club

VÖ: 17. Februar 2017 via Dead Oceans