Text: Alex Beyer, 26. Mai 2017

Machen ist wie wollen, nur krasser. Suralin liefern mit diesen sechs Songs ein lautes und erfrischend unkompliziertes Stück Schrammelkultur ab. Damit zollen sie ihrem guten Geschmack und Vorbildern wie etwa Sonic Youth, Fugazi oder Trans Am einen ehrenwerten Tribut. „Gestern, Tag 1. Aufbau, Soundcheck, Kaffee trinken, Recording, Bier trinken, 6 Titel im Kasten“, schreibt die Band zur Entstehung von „Simple Present“. Über ein neues Album kann man sich demnach lange den Kopf zerbrechen, oder wie in diesem Fall einfach mal den Hebel auf den Tisch legen und das Ding nach Hause bringen. Make-Up ist überbewertet und für Anfänger. Dazu zählen sich diese vier pfiffigen Herrschaften durchaus nicht mehr, sind sie in der Besetzung doch bereits seit 2009 mit nunmehr drei (empfehlenswerten) Alben und ein paar 100 Konzerten in Deutschland und Umgebung unterwegs.

Dem geneigten Hörer drücken Suralin in kurzweiligen 23 Minuten eine herrlich unverkrampfte Spielfreude auf die Ohren. Treibende, straighte Drums schieben 4/4-Grooves nach vorn, getreu dem Motto: Alles, was aufhält, wird weggelassen. Nimmer müdes Gitarren-Schreng-Schreng richtet trotz stetigem Alarm sogar noch großzügigen Platz ein für fein arrangierte Melodien und der Basser sitzt währenddessen scheinbar auf dem Schoß vom Trommler, derart eng gehen hier Groove und Tiefton-Fundament Seite an Seite. Über diesen wohltuenden Lärm legt sich dann noch eine Reverb-getränkte Stimme, die dem Ganzen schwebend und fast hintergründig eine dezent spacige Note verpasst, sowie dem Sänger auch den ein oder anderen schiefen Ton verzeiht. Fair enough.

Favorit und Anspieltipp ist „Conspiracy“. Hier ein bisschen mehr, da ein bisschen weniger und wieder alle zusammen auf Volllast: Suralin versetzen vielleicht keine Berge, machen aber auf ganzer Linie eine Menge Spaß. Einst sah ich die Jungs bei einem Konzert in der ländlichen Idylle ihres Heimatortes Hohenstein-Ernstthal bei Chemnitz. Kurz vor Ende der Show sprang ein sichtlich überwältigter Zuschauer auf die Festivalbühne (möglicherweise auch ein gut bezahlter Statist, sei’s drum) und brüllte leidenschaftlich ins Mikrofon: „Ey, ich steh da vor der Bühne und mir ruppt’s den Arsch weg, so geil machen die hier gerade einen los. Und halt’s Maul, das sind auch noch Hohensteiner Jungs! Macht mal ordentlich Lärm hier!“ Ich hätte es vielleicht etwas anders formuliert, aber in der Tat hatte der gute Mann Recht mit seinem Ausdruck der Begeisterung. From Karl-Marx-Stadt with Noise.

VÖ: 26. Mai 2017 via Atomino Tonträger