Text: Michael Smosarski, 11. Februar 2020

Dass das Musiker-Alter nicht mehr automatisch auf den Musikstil schließen lässt, ist eine der Segnungen unserer post-postmodernen Indie-Welt. Distinguierte Damen und Herren in den besten Jahren spielen wilden Punk, und junge Künstler*nnen entdecken die Musik der Baby-Boomer (und früherer Generationen) für sich. Zu letzteren gehört auch die Berlinerin Tara Nome Doyle mit ihren gerade mal 22 Jahren. Mit „Alchemy“ legt sie ein fast schon beängstigend formvollendetes Debüt-Album vor, das man so eher von einem Künstler auf dem Zenith seiner Karriere erwarten würde.

Dafür nimmt sie Anleihen bei Jazz und Indie-Folk, man glaubt, Kat Frankie (mit der sie bereits zusammengespielt hat) ebenso herauszuhören wie Bon Iver, Tory Amos oder Aimee Mann. Etwas in ihrem Vortrag jedoch fesselt noch mehr als man es von dieser fast schon archetypischen Beschreibung einer Indie-Chanteuse erwarten würde – das hier klingt nicht nach jemandem, der es sich sinnierend in seinem Schaukelstuhl bequem gemacht hat.

Zum einen ist Doyles Musik nicht nur elegisch, sondern kraftvoll und voller Hooks, teils sogar poppig – nachzuhören etwa auf „Heathen“. Zum anderen ist ihre Stimme nicht nur sanftes Säuseln, sondern geht teils an Grenzen, sie wird rauh und bricht, ist erfüllt von dem Wunsch, etwas Bedeutendem Ausdruck zu verleihen.
„Alchemy“ wird ihr, da kann man fast sicher sein, einiges an Aufmerksamkeit bescheren – Tara Nome Doyle ist ein Name, den man nicht nur in der deutschen Indie-Landschaft künftig auf dem Zettel haben sollte.

05.03.2020 Hannover – Feinkost Lampe
06.03.2020 Berlin – Roter Salon
07.03.2020 Erfurt – Franz Mehlhose
11.03.2020 München – Milla
12.03.2020 Köln – Die Wohngemeinschaft

VÖ: 24. Januar 2020 via Martin Hossbach