Text: Tim Brügmann, 14. Mai 2021

Auf den Spuren der alten Meister. Knappe zwei Jahre nach ihrem Comeback „Let’s Rock“, scheinen The Black Keys wieder Gefallen an ihren alten Stärken gefunden zu haben. Und so besinnen sie sich auf ihrem mittlerweile zehnten Studioalbum „Delta Kream“ exakt auf das, was die Band überhaupt erst interessant machte: leidenschaftlichen Blues-Rock. Über elf Songs hinweg nehmen uns Dan Auerbach und Patrick Carney mit auf eine Hommage an die Mississippi Hill Country Blues-Tradition, die sie uns nach fast einem Jahrzehnt musikalischen Achselzuckens fast schon schuldig waren.

Mit „The Big Come Up“ legten zwei Männer aus Akron, Ohio ein Manifest des modernen Blues-Rock ab und begeisterten nicht nur mit Cover-Versionen alter Legenden wie R.L. Burnsinde, Muddy Waters und sogar einem Beatles-Track, nein, es waren vor allem ihre eigenen Komposition, die einen hellen Stern ans Firmament der kontemporären Rock-Musik klebten und grell leuchten ließen. Mit den Jahren kam aber auch der tiefe Fall in den Mainstream. Das einstige Duo zu einer kompletten Band aufgeblasen, co-produziert von Danger Mouse und was einst noch in schummrigen Clubs stattfand, kam aus den Arenen der Welt nicht mehr heraus. Vorbei die schöne alte Zeit, The Black Keys waren auf einem undankbaren Zenith angekommen und ließen nach ausufernden Tourneen erstmal lange nichts von sich hören.

War Let’s Rock aus dem Jahre 2019 eine Art Return-to-Form, ergründen The Black Keys auf „Delta Kream“ endlich wieder ihre Wurzeln. Unter Zuhilfenahme von Kenny Brown und Eric Deaton, langjährige Mitglieder aus den Bands von Blues-Legenden wie R. L. Burnside und Junior Kimbrough, legt die Band während inspirierender Sessions an nur zwei Nachmittagen 11 Ehrerbietungen an den Sound des nördlichen Mississippi vor. Dass sich das hervorragend anhört und auch den musikalischen Fähigkeiten von Patrick Carney und Dan Auerbach gerechter wird, als die großen Stadion-Hymnen, hat schließlich auch schon 2006 auf „Chulahoma: The Songs of Junior Kimbrough“ funktioniert. Kimbrough als drittes Gründungsmitglied der Black Keys? Nach „Delta Kream“ lässt sich der Einfluss der 1998 verstorbenen Blues-Ikone nicht abstreiten.

Zugegeben, es ist müßig sich am kometenhaften Erfolg einer Indie-Band abzuarbeiten. Und dennoch muss man sich ärgern, wenn eine derart fähige Kombo lieber zur Schmalspur-Klaviatur eingehüllt in überlebensgroße Produktionsbudgets greift, als sich auf seine Urkraft zu verlassen. Nun mag das zehnte Album der Black Keys rein aus Cover-Versionen bestehen, doch werden sie dem Spiel des Duos aus Ohio so viel gerechter, als ihr gesamter Output seit 2010. Hits und große Songs sind den Black Keys zwar immer wieder gelungen, aber „Delta Kream“? Das ist die Musik, aufgrund der Dan Auerbach überhaupt erst angefangen hat, seine Finger über die Saiten gleiten zu lassen.

VÖ: 15. Mai 2021 via Warner Music