Text: Stefan Killer, 28. Mai 2021

In Zeiten, die bevorzugt durch den Synthiepop der Achtzigerjahre oder die Sägezahn-Zerre diverser Cowboys from Hell geprägt sind, bleiben klassische Rockquartette meist Regalhüter. Anders in Neuseeland: Dort sorgt seit nunmehr sechs Albumzyklen The Datsuns für wiederkehrende Jubelschreie. Und auch im Vereinigten Königreich kommt der hardrock- und punkorientierte Retrorock der Band an. Mit „Eye To Eye“ ist nun nach sieben Jahren Pause das erste Album erschienen, um auch den Rest der Welt zu überzeugen.

Was sofort auffällt, ist die Dominanz der Gründungsmitglieder in Form treibender Unisono-Riffs. Dolf de Borst (Gesang, Bass) und Gitarrist Phil Buscke legen die Messlatte mit Songs wie „Dehumanise“ und „Sweet Talk“ hoch in den Gibsolymp. Der saitengetriebene Sound von The Datsuns lässt sich zwischen Les-Paul-Vergewaltiger Jimmy Page und Explorer-Shredder James Hetfield verorten. Wieso Gibson The Datsuns noch kein „Artist“-Modell spendiert hat, bleibt ein Rätsel. Doch genug mit dem Klampfengenerde. Zurück zu „Eye To Eye“.

Gitarreneffekte und große Gesten

Neben den Classicrock- und Protometal-Prügeln finden sich auf dem Album auch feingeistige Metronome („Moongazer“) und effektvoll aufgeblasene Fuzzrockhits („Suspicion“). Mal erinnern die neuen Songs an die Hardrock-Nachbarn Rudd und Young, mal an die Anmut Ziggy Stardusts.

Die Bandbreite der Einflüsse auf „Eye To Eye“ ist erst nach mehrmaligem Hören vollends greifbar und doch stets hörbar. Meistens reichen sie von den ersten härteren Rockgruppen der Sechzigerjahre bis zu frühen Metal- und Punkbands. Wer also auf Gitarreneffekte steht, mit wiederbelebten Rockikonen etwas anfangen kann und auch vor großen, teils mehrstimmigen Gesangs- und Orgelgesten nicht zurückschreckt, ist bei The Datsuns richtig. Der Rest sollte von „Eye To Eye“ besser die Finger lassen.

VÖ: 28. Mai 2021 via V2 Records