Text: Jan-Frederic Goltz, 24. August 2018

Der in pechschwarz gestrickte Sound-Teppich, den Komponist Marc Euvrie aka The Eye Of Time auf dem zweiten Teil der bereits angekündigten Trilogie webt, ist faszinierend und unheimlich zugleich. Er selbst spricht von einer der dunkelsten Phase seines Lebens, in der er sich seiner selbst stellen musste. Endgegner oder so. Okay, klingt pathetisch, doch man kann nicht leugnen welch innere Melancholie einen selbst ergreift wenn die fast schon mit trauernde Kirchenorgel in „To Rise Through Our Tears“ einsetzt und durch vielschichtigen Streicher bereichert wird. Der Chorgesang tut sein übriges. Wo Myth drauf steht ist also auch Myth drin.

Insgesamt fühlt sich dieses Album mit seinen sechs Titeln an, wie das Wandern auf unwegsamen Pfaden – ein verträumtes Erkunden eines fernen und fremden Landes im kühlen Herbst oder faszinierende Mythen und Geschichten aus längst vergessenen Tagen der Menschheitsgeschichte. Wo wir bei vergessenen Tagen sind: In seiner Vergangenheit genoss der gebürtige Franzose eine klassische Musikausbildung am Cello – komponierte schon im zarten Alter von 15 seine ersten Stücke und wurde im wesentlichen durch die DIY Punk- und Hardcore Szene Frankreichs geprägt. Die experimentellen und abwechslungsreichen Sounds der Platte, sind somit wohl wissend gesetzt und von Grund auf fundiert.

Trotz all dieser Tristesse steckt viel Leben auf diesem Album. Bassdrums wie Herzschläge im Titelstück selbst, eingängig und monoton mischen sich mit von Hall zerfurchten metallenen Klänge. Ein Cello wie eine Sirene erzeugt eine ganz und gar bedrohliche Szenerie. Orientalisch anmutende Percussions bringen die nötige Raffinesse.

„A Need to Survive“ – die Notwendigkeit zu überleben – im menschlich, historischen Kontext mit Sicherheit, aber ob dieses finstere Stück Musik einen Teil dazu beitragen wird, bleibt fraglich. Tragend und melancholisch ist das eher schwierig. Man darf also gespannt auf den schließenden letzten Teil dieser Reise sein, wenn es, laut Euvrie selbst, um erfreulichere Dinge im Leben geht. Nämlich das wieder aufstehen.

VÖ: 24. August 2018 via Denovali Records