Text: Oliver Schröder, 11. September 2020

We’re an American Band: Dass ausgerechnet die Flaming Lips mal mit patriotischen Gefühlen daherkommen würden, war jetzt nicht unbedingt abzusehen. Aber wie so vieles im Coyne-Kosmos ist auch dieses Thema nicht so einfach zu begreifen. Es ist kompliziert, was bei den Lips ja schon wieder einfach daher gesagt ist.

“We started to think of classic American bands like The Grateful Dead and Parliament-Funkadelic and how maybe we could embrace this new vibe” erklärt Wayne Coyne das Konzept des Albums und erzeugt damit vorab das erste Fragezeichen. Ein paar mehr davon folgen beim Durchhören, denn “American Head” klingt nicht unbedingt wie eine Hommage an den Funk- und Rocksound der Siebziger Jahre, sondern zu allererst einmal wie ein Flaming-Lips-Album. Wenn auch eins mit besonders zartem Schmelz, bei dem nicht ganz klar ist, ob er immer schon da war, oder ob man ihn in diesen verrückten Zeiten nur besonders selektiv heraushört. Dieses erhabene Gefühl von Zerbrechlichkeit ist das Resultat eines tiefen Blicks in das Bandkaleidoskop, das die letzten Jahre vielleicht etwas zu reichlich geschüttelt wurde.

Dieses Mal ist keine leuchtende Sci-Fi-Zukunft zu sehen, sondern die Vergangenheit: „We were, while creating it, trying to NOT hear it as sounds, but to feel it. Mother’s sacrifice, Father’s intensity, Brother’s insanity, Sister’s rebellion. I can’t quite put it into words“. Man muss das Konzept auch gar nicht in Worte fassen können, wenn dabei so wundervoll schwebende, sehnsüchtige Psych-Popsongs entstehen, die man auch problemlos verstünde, wenn Coyne in einer Fantasiesprache sänge.

VÖ: 11. September 2020 via Bella Union