Text: Oliver Schröder, 20. September 2018

Folgen Sie dem blauen Walross tief in seinen Bau, aber wundern Sie sich nicht, wenn das bunt schillernde Gewölbe immer näher rückt und Sie zu erdrücken droht. Sie wurden schließlich gewarnt. The Holydrug Couple machen nun mal keine halben Sachen, wenn es darum geht, dem Hörer klarzumachen, wohin die Reise gehen soll. „Hyper Super Mega“ führt spiralförmig in die Tiefe und damit in eine allzu gut bekannte Soundwelt – mit übertriebenem Eifer dirigiert von einem Vintage-Doppelkolibri mit einem ausgeprägten Faible für den Psychedelic Pop der Sechziger Jahre.

Eines muss man den beiden Chilenen Ives Sepúlveda Minho und Manuel Parra aber lassen: Sie setzen ihre Vorhaben konsequent um und gehen kaum Kompromisse ein. Damit kommen wir gleichzeitig auch zum größten Kritikpunkt ihres dritten Albums. Mit stoischer Unbeirrbarkeit geraten sie dabei auch mal an die Grenzen des Erträglichen. „I’ll Only Say This“ verursacht beispielsweise mit seinen überberstenden Melodiekaskaden für zweierlei Arten von Gänsehaut. Süßer Schauder und leichter Ekel wechseln sich in rascher Folge ab.

Und so ambivalent geht es weiter, wobei besonders Sepúlvedas Gesang und der überbordende Einsatz unterschiedlichster Effekte die Geister spalten. Der Titelsong ist ein Prototyp für diese Vorgehensweise. Nach einem vielversprechenden Anfang zerfällt der Song nach der Hälfte in tausend Einzelteile und kann nur noch langsam ausgeblendet werden, bevor noch größerer Schaden entsteht. Die beiden Instrumentals „Lucifer’s Coat“ und „Western Shade“ sorgen da zwar für eine Atempause, geben aber als Zwischenspiele kaum musikalische Anreize, sich weiter bis zum finalen „Mercury Lake“ durchzubeißen. Das belohnt den tapferen Hörer dann allerdings wieder mit genau der zurückgenommenen Pop-Gelassenheit, die man sich auch an anderer Stelle etwas mehr gewünscht hätte.

25.10.2018 Köln – Bumann & Sohn
26.10.2018 Hamburg – Hafenklang
27.10.2018 Berlin – Urban Spree

VÖ: 14. September 2018 via Sacred Bones