Text: Nico Beinke, 20. August 2020

Sam France von Foxygen hat sie Legenden und schlichtweg ein Phänomen genannt – The Lemon Twigs sind zur Zeit das Brüderpaar mit der größten Schnittstelle zwischen Genie und Wahnsinn. Denn der Wahnsinn ist kreativer Natur und in seiner schillernden Andersartigkeit äußerst erfrischend.

Die D’Addarios haben unter dem Deckmantel des Glam Pop ein Album („Songs for the General Public“) aufgenommen und dabei eine Art Reminiszenz an David Bowies „Aladdin Sane“ von 1973 geschaffen, einen Hybriden zwischen Ziggy Stardust und dem Thin White Duke. Noch nicht nur Glam, aber auch keine Hippie-Attitüde mehr und noch nicht der Bowie, der sich in Sounds und Kokssucht verlor. Etwas schwülstig-schwül geraten, erinnern die D’Addario-Brüder während der zwölf Tracks vor allem an das „Hey Venus!“-Album der Super Furry Animals. Und im Einzelnen an Suede („Hog“), an Billy Joel und Elvis Costello während „Moon“, oder gar an die Kinks („Hell On Wheels“). Dabei sind sie gekleidet wie die New York Dolls und sind sicher nicht weniger unkonventionell, was musikalisch kaum besser belegt werden kann, als durch „Songs for the General Public“, dem erst einmal strahlendsten Stern am Glam-Himmel in diesem Jahr.

Ich bleibe beim Thema Mode und schließe mit den unsterblichen Worten unserer Heidi, einer wahren „Neusprech“-Koryphäe (aber das nur am Rande): „Fett delivered, mit magic moments“!

VÖ: 21. August 2020 via 4AD