Text: Nico Beinke, 17. Februar 2020

Ist die Welt wirklich bereit für die Wiedergeburt der Rock Dinosaurier der 1980er Jahre? Van Halen, Dire Straits und Billy Idol selig vereint und bereit die Stadien der „US and A“ zu berocken und alles auf knapp sechs Minuten komprimiert und ja, wenn die Welt dafür nicht bereit ist, egal, ich bin es.

„Children All Over the World“ klingt nicht nur wegen seines Titels cheesy as hell, mit der Van Halen-„Jump“-Keyboard-T(hr)onfolge, den Trademark-Dire Straits-Hall-Gitarrenakkorden und dem Machismo-Sing Sang (ähnlich des Herrn Idol) kann ein Sound kaum antiquierter sein im Jahre 2020 Anno Domini. Besagter Song klingt trotzdem – und gerade deshalb – wie die Hit-Single die The War on Drugs gerne schreiben würden und an der Kurt Vile seit einiger Zeit denkbar knapp scheitert, wahrscheinlich wissentlich und gewollt.

Das achte Album der New Yorker The Men kennt das Kapitel „1980er“ der amerikanischen Musiksozialisation aus dem Effeff. „Mercy“ erinnert mich in seiner komplexen Heterogenität an bspw. „Damn The Torpedoes“ von Tom Petty and the Heartbreakers, die sich ihren Kram in den 60er/70er-Jahren zusammenklaubten und daraus den neuen heißen Scheiß zusammendengelten.

Zum Verständnis: The Men können auch die Zehn Minuten-Hippie-Rockoper à la Iron Butterfly + Krautrock-Gitarrenkrach-Solo. An sechster Stelle mit „Breeze“ sind wir auf einmal knietief im Post Punk, wie in Grande Roses heutzutage zu interpretieren wissen. Musikalisches Tausendsassatum, wie es selten begegnet und wie es nur wenige können, live eingespielt, unter größtmöglicher Vermeidung von Overdubs.

VÖ: 14. Februar 2020 via Sacred Bones Records