Text: Alex Schulz, 03. August 2020

Frohe Kunde allerseits: The Notwist sind zurück! Zwar doch noch nicht ganz, aber zumindest so halb! In jedem Fall hat die hochgeschätzte Band nach sechs langen Jahren wieder einen neuen Song unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht. Dieser führt als titelgebender Track die aus drei Songs bestehende EP „Ship“ an. Die EP hält einige Hinweise über die Ausrichtung der Band parat und kann durchaus als Teaser auf einen nächsten Longplayer gesehen werden. Dieser ist laut Band nämlich – ein Segen! – auch schon in Arbeit.

Das neue Lied verfügt über eine pochend vibrierende Synthline mit sich anschmiegendem Drum-Pattern und hier und da eingestreuten E-Gitarrenklängen. Darüber singt nicht etwa Leadsänger Markus Acher, sondern fast ausschließlich die befreundete Tenniscoats-Sängerin Saya. Wer den kleinen Kosmos rund um die Indierocker in den letzten Jahren verfolgt hat, wird sich an dieser Stelle nicht unbedingt wundern. Denn auch ohne echtes Notwist-Album waren die umtriebigen Bandmitglieder auf allerlei Pfaden unterwegs, von Film-Soundtracks und vierfacher Festivalkuration bis hin zu zahlreichen Veröffentlichungen anderer Bandprojekte. Das Gros des inzwischen erschienenen Materials waren drei Werke, die unter dem Namen Spirit Fest aufgenommen wurden. Eine Kollaboration an der federführend auch Acher und Saya beteiligt waren. Seit 2017 entstanden so folkige, teils sehr verspielte Songs mit Sayas japanischen und Achers englischen Vocals, die in ihrer verschlafenen, beiläufigen Art bemerkenswert gut miteinander harmonierten.

Diese fabelhafte Chemie und die gegenseitige Anerkennung scheinen nun soweit zu führen, dass Saya große Teile eines Notwist-Songs prägen darf. Dennoch ist „Ship“ deutlich geradliniger arrangiert als ein Spirit Fest Song. Er erzeugt einen heiteren Ambient-Vibe, zu dem auch auf einem Techno Festival, etwa an der Seebühne der Fusion in der Nachmittagssonne vor sich hingeträumt, aber auch getanzt werden könnte. „Ship“ ist daher ein Song, der etwas zwischen den Stühlen sitzt. Markus Acher bestätigte bereits die Sicht der Band: „Er klingt weder nach The Notwist, noch nach Tenniscoats oder Spirit Fest“. Die beiden noch unveröffentlichten Songs „Loose Ends“ und „Avalanche“ sollen noch einmal ganz anders sein. Ersterer ein, laut eigener Aussage, klassischer Notwist-Song, letzterer ein Instrumental. Die spannende Abwechslung der EP dürfte den Hörer auch auf der nächsten LP erwarten. Hierbei lässt sich sicher auf die Qualität der Band vertrauen.

08.08.2020 Köln – Tanzbrunnen

VÖ: 21. August 2020 via Morr Music