Text: Stefan Killer, 23. April 2021

The Pighounds haben es endlich geliefert, das Album zur Festivalanreise im Opel Corsa. Und auch, wenn die 2021 wahrscheinlich wieder ausbleibt, lässt es sich mit „Hilleboom“ trotzdem auf einen fetten Sommer einstimmen. Das Album ist so berechenbar wie fett.

Die Dortmunder Peter Bering (Gesang, Gitarre) und Alessandro „Sandro“ de Luca (Schlagzeug) haben es doch tatsächlich geschafft, mithilfe tradierter Duo-Arrangements und einer guten Mische etwas Frisches auf den deutschen Alternative-Markt zu werfen. Die Riffs sind mäßig bis fuzzig verzerrt, hauen einem ab Track eins („Neon“) den Sound um die Ohren, den Mannen wie Chris Cornell in den 1990ern erstmals erprobten.

An der Stelle könnten missgünstige Zungen sagen, das Jahrzehnt habe derzeit Hochkonjunktur im Pop. Auf jedem zweiten Gehweg skaten sich Flanellhemden und Tattoo-Choker-Halsketten die Füße wund. Was also ist daran frisch? Nun, zunächst wäre da die Besetzung. In den Neunzigern schien das Kredo der meisten Bands: Eine Gitarre ist keine Gitarre und je größer, je pompöser das Drumset desto besser. The Pighounds beweisen mit ihrem minimalen Setup das Gegenteil.

Aufguss vs. Mitgrölhits

Und dann wäre da noch das durch und durch ausgewogene Songwriting. Die Strophen surfen meist geradlinige Grunge- und Punkwellen, während Peter Berings Gesang phasenweise auch in Classic-Rock- oder Blues-Schuppen selbstbewusst vor sich hin schlingern könnte. In Verbindung mit dem nahezu perfekt abgestimmten Mix ergibt sich so ein Debütalbum aus Deutschland, das sich locker mit den US-amerikanischen Vorbildern messen lässt.

Doch eben das ist Fluch und Segen von „Hilleboom“. Für die einen dürfte das Album nichts als ein nostalgischer Aufguss bekannter Gangarten sein, für die anderen hingegen eine knappe Dreiviertelstunde an kraftvollen Mitgrölhits, wie „Love Yourself“ und „Chairclimber“ eingängig beweisen.

Und versprochen: Bevor du gegen Ende von „Hilleboom“ die Tür wieder öffnest und dich „Milk & Honey“ aufs Festivalgelände entlässt, siehst du dich deine Ray Ban zurechtrücken und die Pandemie zufrieden grinsend von der Jeansjacke stauben. Hach, es könnte so schön sein.

VÖ: 23. April 2021 via Noisolution