Text: Nico Beinke, 12. April 2021

Das ist haargenau die Art Popmusik, die es vermag den Hörern in schwierigen Zeiten Trost zu spenden. Sie ist melancholisch, melodisch und herrlich unaufgeregt, stripped to the bone und passend für annähernd jeden Anlass. So werden Singer/Songwriter häufig vorschnell als schwer verdaulich und zu traurig angesehen, aber wenn ein Alias wie The Reds, Pinks & Purples über die eigentliche Tatsache hinweghilft, dann sehr gern. Wenn hier jemand also doch allein musiziert, dann immerhin nicht nur mit Akustikgitarre – keine Weltuntergangsmusik von Mittzwanzigern, die bisher nur einfach vergessen haben zu leben.

Trotzdem: The Reds, Pinks & Purples sind Glenn Donaldson – das Prinzip kennen wir von den Eels und Mark Oliver Everett, dessen Alben „Daisies of the Galaxy“ und „Shootenanny!“ mir in den Kopf schießen, der betörenden Schnörkellosigkeit des Songwritings halber. Und weil „Uncommon Weather“ ganz klar seine verhuschte Schönheit aus seiner geradlinigen Art gewinnt. Zumeist singt Donaldson tüchtig verhallt zu simpelsten Drumloops und eingängen Gitarrenmelodien, die gelegentlich gegen schwere The-Cure-Gedächtnissynthies anstinken müssen. Apropos The Cure: „Lovesong“ oder „Boys Don’t Cry“ sind die Art Popsong, die gemeint sein soll, um die dreizehn Songs während „Uncommon Weather“ zu beschreiben.

Allerdings mit ausreichend Sonne aus der Bay Area versehen, San Francisco ohne Blumen im Haar, dafür mit ein wenig bekifftem Gleichmut ausgestattet; Donaldsons drittes Soloalbum reflektiert die wärmenden Sonnenstrahlen und die DIY-Attitüde. Und immerhin so eigen- und selbstständig, dass es schwer fällt weitere passende Vergleiche zu finden – ich zähle jetzt abschließend einfach ein paar Interpreten auf, an die ich beim Schreiben denken musste: Casiotone for the Painfully Alone, Ben Kweller, Ron Sexsmith und The Smiths. Wenn sich ein Album backen ließe, dann doch wohl mit solch einer erlesenen Rezeptur?!

VÖ: 04. April 2021 via Slumberland Records