Text: Oliver Schröder, 14. März 2017

“You want to go for a ride?/ I got sixteen hours to burn/ And i’m gonna stay up all night” – Greg Dullis Szenario in “Teenage Wristband” scheint das Motto für Tim Darcys (Ought) vertonte Nacht der Abenteuer gewesen zu sein. Allerdings hat der Künstler seine ganz eigene Vorstellung, wie diese verlaufen soll. Dafür sucht er sich nämlich erst einmal die schrulligsten Momente der experimentellen Popgeschichte und macht sich damit auf den Weg. „Saturday Night“ vereint elf angeschrägte Kleinode, die zu Beginn erst einmal ratlos machen. Aber genau in darin liegt auch der Reiz: Meint er das ernst, oder zwinkert er uns zwischen den rauschenden Tönen vielleicht unbemerkt zu? Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte.

Darcys großes Verdienst ist es, bei der Gradwanderung aus schrullig und schrill stets auf der richtigen Seite zu bleiben. Bei „Tall Glass of Water“ ist das noch relativ einfach, da sich der Song an schrammeligen Velvet-Underground-Riffs entlanghangelt. Auch die Vocals klingen in den ersten Songs nach dem späteren Lou Reed mit extra viel Vibrato und Lo-Fi-Attitüde. Spätestens beim Titelsong schnulzt und schmachtet Darcy wie Roy Orbisons böser Halbbruder aus der Welt der Halbschatten. Zwischendurch zerschießen fiepende Gitarren und sägendes Saitenschaben das Stück und legen es schließlich endgültig zur Ruhe. Vielleicht liegt der Charme der Platte auch an ihrem zusammengesuchten Charakter, denn hier handelte es sich nicht um das Ergebnis einer kompakten Recording Session, sondern vielmehr um einen monatelangen Auswahlprozess aus einer Fülle an Material. Entsprechend vielfältig und fragmentiert wirkt das Ganze und passt so gar nicht zu dem aufgeräumten jungen Mann auf dem Cover.

Und so taumeln wir mit „Saturday Night“ ra(s)tlos durch die Nacht, ohne recht zu wissen, wohin es am Ende gehen soll. Aber warum auch an den Morgen denken, wenn der Moment doch so unwiderstehlich daherkommt?

VÖ: 17. Februar 2017 via Jagjaguwar