Text: Säm Wagner, 30. Juli 2018

„Warum – um Herrgottswillen – hat mir noch nie jemand was von Tony Molina erzählt?“, schrieb ich letztens in das Internet hinein. Wie konnte ich Tony Molina nicht kennen? Ich stieß Minuten zuvor auf eine Review des bis dahin noch nicht erschienenen Albums „Kill The Lights“ und über den Vergleich mit Guided by Voices. Genau mein Wetter! Woher der Vergleich kam? Molina ist, ähnlich wie Guided by Voices, nicht dafür bekannt, den Bogen gerne zu überspannen. Beide wissen: Ein gute Songidee und knapp zwei Minuten Spielzeit reichen aus für den perfekten Popsong.

So schafft es Molina auf „Kill The Lights“ gar, nur mit einem einzigen Song die Zwei-Minuten-Marke zu reißen. Was die Frage aufwirft: Kann ein Album, das gerade einmal 15 Minuten dauert, auch wirklich Album genannt werden. Ja, kann es. Es sind zehn Songs drauf! Auf seinem Debüt „Dissed And Dismissed“ waren es noch zwölf Songs in nur elf Minuten. So wenig Spielzeit also, dass das komplette Album auf eine 7“-Single passte.

Zurück zu: Warum kannte ich Tony Molina vorher noch nicht? Eben. Verbindet er mit einfachsten Mitteln doch genau die Elemente, die ich bei vielen meiner Lieblingsbands so liebe. Leise und schwelgerische Popsongs, zuckersüße Melodien, Liebe, Tragödie und das kleine bisschen Aufstand. Er ist mit vielen Songs so nah meinen und wohl auch seinen Idolen dran, dass die Grenze zur Coverversion verschwimmt. Oder hat er einfach nur genial geklaut? „Nothing I Can Say“ klingt mehr nach Teenage Fanclub als Teenage Fanclub selbst. „Before You Go“ lässt einen nach dem letzten Akkord „The Boxer“ von Simon & Garfunkel weitersummen. Und „Hung Up On The Dream“ (von „Confront The Truth“, einer 8-Track-7“-Single aus dem Jahr 2016) ist so nah an „Strawberry Fields Forever“ gebaut, dass John Lennon Platzangst bekommen würde.

Hach, Tony Molina ist der Beste! Und wenn man ihn jetzt erst entdeckt, dann hat man neben „Kill The Lights“ ja noch das komplette Frühwerk zu entdecken. Das sind immerhin drei Alben und zwei EPs – in der Summe also eine stolze knappe Stunde Spielzeit.

VÖ: 27. Juli 2018 via Slumberland Records