Text: Stefan Killer, 13. Mai 2019

Auch, wenn sie so heißt, die neue Platte der Tourette Boys klingt so gar nicht nach zügellosem „Zorn“. Im Gegenteil: Geerdeter hätten sich die sieben Songs darauf wohl kaum aufnehmen lassen. Vielleicht ist gerade das aber das Problem.

Nicht falsch verstehen, weder die hall- und fuzzverzierten Gitarren noch der grobe Bluesgesang bedürfen großer Kritik. Benjamin Butter (Gitarre und Gesang), Conrad Brod (Schlagzeug) und Paul-Willy Stoyan (Gitarre) tischen Noten mithilfe suboktavierender Gerätschaft so breit auf, dass Bassermangel kaum ins Gewicht fällt.

Ein getragener Groove nach dem anderen lässt der Hörerschaft Platz zum psychedelischen Schwelgen, Kopfschütteln und Erst-links-dann-rechts-Wackeln – auf der Bühne im Kopf schneidet blaues Licht durch den Nebel. Doch genau das ist Fluch und Segen der Platte: Obgleich die anhaltenden Grooves (live) zu kollektiven Publikumsspasmen führen dürften, auf „Zorn“ haben die Tourette Boys nicht viel mehr zu bieten als diese eine Gangart.

Klar, die Gitarrenslides und Atmosphäre in Songs wie „Psychedelic Summoning“ oder „Fuzz“ lassen sich in der Qualität „Made in Germany“ – die Band stammt aus Dresden – nur selten finden. Doch zählen letztlich eben nicht nur bodenständig festgehaltenes Jam-Handwerk, sondern auch spannende Klänge abseits Jim Morrisons und Konsortien. Für Genre-Liebhaber ist „Zorn“ wohl ein Pflichtkauf, der Rest lässt besser die Finger davon.

16.05.2019 Berlin – Toast Hawaii
18.05.2019 Dresden – Chemiefabrik

VÖ: 10. Mai 2019 via Tourette Boys