Text: Oliver Schröder, 11. August 2016

Es gibt Platten, die einen fertigmachen. Die einen irgendwo hinbringen, ob man will oder nicht. Dorthin, wo es trist und ausweglos ist. Max Rieger von den Nerven drückt es so aus:

Ein derart präsenter Raum, erst recht wenn dieser Raum sich beginnt zu dehnen und organisch zu deformieren und einen mitreißt in seinen Schlund.

Tristan Rêverb kommen aus Schorndorf bei Stuttgart, aber sind musikalisch in irgendeiner abgelegen, schmutzigen Bar in Amerika zuhause: “A Liquid Pearl Of Morning Dew“ täuscht zu Beginn noch kurz Entspannung an und verhallt wabernd am flirrenden Horizont. „Bottom Blues“ vermittelt in den ersten Sekunden den Eindruck, bei den Stooges gelandet zu sein, dann schließlich bei sehr schlecht gelaunten Calexico. Mit „Senseless Presence“ lotet die Band ihren kulturellen Spagat ausgiebig aus und hat dabei kein bisschen Angst vor Extremen. Im Gegenteil: Die Szenarien, die hier erschaffen werden, bewegen sich durchgängig an den Rändern von Jazz, Folk, Postrock und sind doch kein einfacher Crossover aus den ursprünglichen Elementen. „Senseless Presence“ ist ein ganz eigener Ort. Das wird einem spätestens bewusst, wenn man im Synthiekreuzfeuer am Ende von „Milk“ steht. Nach diesem Punkt machen Tristan Rêverb kurz Halt auf halber Strecke, bevor es weiter in Richtung Finale geht. Max Rieger ist schon länger Fan, ich bin es mittlerweile auch.

Nicht unerwähnt soll das liebevoll gestaltete Artwork sein: Die Vinylversion von „Senseless Presence“ erscheint in recycelten, alten Plattenhüllen, die im Siebdruckverfahren von Hand aufgewertet wurden. Jedes Cover wurde somit zum Unikat und das Album endgültig zum Gesamtkunstwerk.

VÖ: 04. August 2016 via Treibender Teppich Records