Text: Stefan Killer, 28. August 2020

Turtle Skull legen Album Nummer zwei vor. Das Quintett aus Down Under – beziehungsweise dessen PR-Mann – beschreibt die Musik als „Flower Doom“. Und das trifft auch recht gut auf „Monoliths“ zu. Zumindest teilweise. Mit „Leaves“ zimmert die Band einem erst mal ein dickes Brett vor die Nase. Die monotone Zweistimmigkeit und die drückend fuzzige Gitarrenmelodie zum langsamen Mitnicken kommen gut als Einsteiger. Es folgen verhallende Keys und ein unspektakuläres Gitarrensolo.

Dann „Rabbit“, einer der drei Songs, die es vorab gab: Darin setzen die Australier die Segel Richtung Kaninchenbau und präsentieren sich als gut gelaunte Hippies mit leistungsfähigerer Endstufe im Kreuz. „Rabbit, run, rabbit, run, rabbit, run“ heißt es – erneut zweistimmig, diesmal mit etwas mehr als zwei Tonhöhen. Ob die beiden Sänger doch noch etwas mehr in petto haben?

Für „Heartless Machine“ hat sich Turtle Skull seine zeitgenössischen Protometal-Kollegen als Blaupause genommen. Distanzierte sich die Band in der Hook etwas von der gewohnten psychedelischen Weltraum-Realness, die fortwährend auf „Monoliths“ den Ton angibt, der Gesang wäre fast packend.

„Why Do You Ask?“ ist so etwas wie der eingängige Höhepunkt des Albums. Die Wahl als weitere Vorabsingle war treffend. Der Song ist etwas treibender, weniger phlegmatisch. Prosodik und Rhythmus spiegeln endlich den Tenor des Stücks wider. Schade, dass das auf sich warten ließ. Der Refrainsatz „Why do you ask if you don’t have the time“ kommt beinahe acapella daher – macht Spaß bis zum Schluss. Ach ja, da laden die fünf Musiker übrigens noch ein zum gemeinsamen Jam. Ende gut, alles gut. Oder?

Gefällig verziert

Nicht wirklich. Spätestens bei „Who Cares What You Think?“ wird der Gesang zweitrangig. Es ist immer dasselbe Prinzip: Monotonie. Die Gitarrenarbeit mit ihren gefälligen Verzierungen wird breit vom Bass getragen, reißt den Eindruck aber nicht rum. Im Finale schwingt die Band dann die Unisono-Keule, vielleicht als einfallsloser letzter Ausweg. „Halcyon“ sollte sphärisch anschließen, ist nicht der Rede wert.

Zum Glück erwartet die Hörerinnen und Hörer noch „Apple of Your Eye“, wobei der öffentlichkeitsarbeitende Vergleich mit King Gizzard & the Lizard Wizard tatsächlich greift. Darin trifft Melancholie auf gutes Songwriting, ganz ohne Chichi. Unaufgeregt und doch teils verspielt macht der Song Stimmung. Der Rausschmeißer ist ein obligatorisch langatmiger Teilzeit-Krautrocker namens „The Clock Strikes Forever“ und spielt eigentlich auf einer der neueren Elder-Platten.

Was bleibt hängen bei so viel Monotonie, bei so viel Spielfreude? Leider nicht sehr viel. Die Musik wirkt groß, will aber retro und bodenständig sein – Erinnerung ans selbstgewählte Genre: „Flower Doom“. Zwei, drei Glanzlichter hat Turtle Skull mit den Vorabsongs und dem Halbfinale („Apple of Your Eye“) sicherlich auf „Monoliths“ verewigt, der Rest reicht für den einmaligen feuchtfröhlichen Live-Ausflug im (virtuellen) Klub des Vertrauens.

VÖ: 28. August 2020 via Art As Catharsis