Text: Nico Beinke, 12. März 2021

Tuva Hellum Marschhäuser sagt über ihre neu erschienene Single, sie sei ein Song über irrationale Ängste. Sie tut gut daran, dies klarzustellen, denn wenn im Video zu „Post Isolation“ gleich ein halbes Dutzend äußerst paranoider und beängstigender Claims wie „Fear Everything“, oder „You Are Losing Your Mind“ auftauchen, fühlt sich der geneigte Filmfan an Christopher Nolans „Memento“ erinnert.

Dieses beängstigende Moment findet sich nicht nur in Tuvabands brandneuem Video, sondern auch in dem dazugehörigen Song. Passend dazu besteht der Refrain aus einer dutzendfachen Aneinanderreihung des immer gleichen Verses: „I don’t mind“, wobei sich zwei dieser „I don’t mind“s verdächtig nach „I don’t mind my mind“ anhören. Da haben wir es also mit einer anderen Bedeutungsebene zu tun, aber da kann sich jeder selbst den Kopf zerbrechen.

Vor diesem Break, hin zum Refrain bei Minute 1:12, befindet sich die Video-Tuva als eine Art Dark Wonder Woman in einer menschenleeren Stadt, in der besagte Claims auf riesigen Plakaten auf den Rezipienten einwirken. Und ab 1:12 ist dann nicht mehr „Isolation“ (war im Übrigen das Thema im noch aktuellen Album – sehr empfehlenswert!) angesagt, sondern „Post Isolation“; wir befinden uns derweil in einer Fantasiewelt wie aus dem Marvel-Universum. Was sich ebenfalls signifikant verändert, ist der Rhythmus, das ist ganz allgemein betrachtet gar nicht so ungewöhnlich, aber es verrückt die Stimmung des Songs von mysteriös zu höchst mysteriös – was ganz toll ist, weil es innovativ ist und zusammen mit Tuvas Gesang ein absolutes Herausstellungsmerkmal bildet. Mir fällt niemand ein, der zu dieser Zeit eine ähnlich beklemmend/merkwürdige Post-Alles-Musik zelebriert, wie es diese Neu-Berlinerin tut.

VÖ: 12. März 2021 via Brilliance Records