Text: Stefan Killer, 29. Januar 2021

In einer Zeit, in der überall und täglich von zig Toten die Rede ist, bringt eine totgeglaubte Musikgruppe ein neues Stück raus. Irgendwie treffend, oder? Besser könnte der Zeitpunkt der Synthpunker von UNS jedenfalls kaum sein, um die bandtypischen Botschaften wiederzubeleben und in Text und Ton zu spritzen. „Komm“ rührt auf, die Aufbruchstimmung bleibt dennoch aus.

UNS müht sich darin abermals am Zustand westlicher Gesellschaften ab, in hallender Achtzigermanier mit Synth und effektgeladener E-Klampfe. Mit Ausnahme des Schlagzeugs: Das wettert eher trocken vor sich hin. Andauernder Konsum, der weitere Aufstieg des – ach so gescheit – bemutternden Patriarchats bis zum „Mount Cleverest“, die Schere zwischen Arm und Reich stehen aufm Kritikzettel. Classic Punkrock so to say.

Bei genauerem Hinhören wird schnell klar: (Dem Trio) UNS ist es ernst – mit dem nicht so ernst sein. In der Hook brüllt es „Komm, lass das Gewimmer. Gib nicht auf. Es wird noch schlimmer.“ und hält uns auch im Rest des Textes das doch noch recht bequeme Hamsterrad vor. So sympathisch wie die stoisch fortschreitenden Lemminge kurz vorm Sprung in die Tiefe.

Dieser zynische Synthpunk-Remix einer postmodernen „Ode an die Freude“ trifft einen Nerv. Ob dringend nötiges Grinsen, Juckreiz unter den Pantoffeln oder genervtes Augenrollen, mit „Komm“ rührt sich was. Und UNS schreckt ein (vorerst) letztes Mal auf.

VÖ: 29. Januar 2021 via Sinnbus Records