Text: Nico Beinke, 03. Juni 2020

I wanna be a Riot Grrrl. Nachdem ich Thomas Meineckes Gender-Groteske „Tomboy“ gelesen hatte, ward es mir bewusst: Ich bin zwar zwangs-hetero und männlich (langweiliger geht es ja kaum), aber im Herzen bin ich Feminist, was mich wiederum davor bewahrt Misanthrop zu sein. Wie das letzte Einhorn bin ich eine schützenswerte Gattung – ein Wasserglas-„Rider on the Storm“. Aber in der Musik lässt es sich am besten ausleben, von Bananarama bis Bikini Kill, Shakespears Sister, Montys Loco und Jolly Goods – ich bin dabei.

Zu Recherchezwecken sehe ich mir also eine Rockpalast-Aufzeichnung eines Auftritts der drei Lachmi-Schwestern (Noa, Naomi und Nataja) aka Velvet Volume an und bin schwer begeistert. Vor allem als mir gewahr wird, dass mich die singend gitarrespielende Noa Lachmi an Winona Ryder aus dem immerguten „Talk About The Blues“-Video der Jon Spencer Blues Explosion erinnert. Ab dem Zeitpunkt scheint eine objektive Berichterstattung unmöglich – alea iacta est. Ich bin jetzt Fan!

Was nicht zuletzt natürlich an der guten Musik liegt, wie sie in Form der zehn Tracks auf ihrem zweiten Album „Ego’s Need“ enthalten ist. Noch zwei (fast) reine Girl Groups, die ich an der Stelle gerne anführen würde, da sie die Range der drei Däninnen gut umreißen: Sleater-Kinney und The Long Blondes. Von Bands wie Velvet Volume soll/muss/darf es wieder mehr geben, ganz im Ernst. Der König ist tot, lang lebe die Königin!

21.08.2021 Berlin – Karma Festival

VÖ: 29. Mai 2020 via Mermaid Records