Text: Nils Hartung, 15. September 2016

Jeff Tweedy scheint Gefallen daran gefunden zu haben, neue Musik im Jahresrhythmus unter die Leute zu bringen. Gerade mal zwei Jahre nach dem Debut seines Vater-Sohn-Projekts Tweedy und ein Jahr nach dem Instant-Release von „Star Wars“ schicken Wilco nun „Schmilco“ ins Rennen. Anstelle eines Katzen-Covers wählte das Chicagoer Sextett diesmal einen knalligen Comicstrip des spanischen Cartoonisten Joan Cornellà für die Aufmachung ihres zehnten Studioalbums und legten für ihre US-Fans ein original Wilco Elektroschock-Kaugummi als Scherzartikel bei. Mag sein, dass der Humor der Band bisweilen ein wenig eingestaubt daherkommt, musikalisch ist „Schmilco“ jedenfalls viel mehr als eine dumpfe Blödelei. Kaum meint man das sperrige „Common Sense“ entschlüsselt zu haben, steht die knarzige Bluesnummer „Nope“ auf der Matte. „Quarters“ entwickelt sich von einer introvertierten Ballade zu einem psychedelischen Melodiegeschwurbel.

Dass die Schmilco-Songs allesamt aus den gleichen Sessions stammen, die auch den krachigen Vorgänger „Star Wars“ hervorbrachten, klingt nur noch in der ersten Single „Locator“ an. Ansonsten warten Wilco mit deutlich gedämpfterem Sound auf. „Schmilco“ ist der ruhige Zwillingsbruder, der mit einem Lächeln im Gesicht unter der Tischplatte Zwietracht sät. Sobald die Songs trügerisch zugänglich werden, giftet Jeff Tweedy los. Er schimpft über die „Normal American Kids“, zu denen er früher selbst gehörte, über die Liebe („Someone to lose“), über das Glück („Happiness“) und über sein kaltherziges Granteln selbst („If I ever was a child“). Es ist schon eine Weile her, dass Tweedy seine Worte so unverblümt gewählt hat. Seiner Musik tut die neue Giftzwerg-Attitüde außerordentlich gut.

29/10/2016 Düsseldorf – New Fall Festival
30/10/2016 Stuttgart – New Fall Festival
05/11/2016 Weissenhäuser Strand – Rolling Stone Weekender
07/11/2016 Berlin – Tempodrom
14/11/2016 (AT) Wien – Museumquartier
15/11/2016 (CH) Zürich – Volkshaus

Das Album "Schmilco" erschien bereits am 9. September via dBpm Records.