Text: Oliver Schröder, 25. Mai 2018

In hoffentlich ferner Zukunft, wenn Ripley Johnsons Gesamtwerk vollendet ist, wird man den Wust an Psychoschleifen, Velvet Underground-Referenzen und wabernden Soundkreiseln zusammenlegen, einen Schritt zurücktreten und nach all den Jahren feststellen, dass es aus der Ferne aussieht, wie ein gewaltiger, zusammengeringelter Lindwurm, der sich in den eigenen bunt schillernden Schwanz beißt.

Das fünfte Wooden Shjips-Album fügt sich nahtlos in den wunderbar verknoteten Stoffballen ein und ist in kürzester Zeit unentwirrbar darin verschwunden. An einigen Stellen ragen ein paar schräge Saxophonseufzer hervor, an anderen Stellen sind angespitzte Rock’n’Roll-Riffs noch gerade so fühlbar. „V“ stellt somit einerseits ein klassisches, vergleichsweise zurückgelehntes Sommeralbum dar, das andererseits gerade durch seine Leichtigkeit einen Gegenentwurf zur negativen Aura darstellen soll, die uns dieser Tage allgegenwärtig umgibt. Quasi musikalisches Kiffen für den Weltfrieden. Scheint ein neuer Trend zu sein, vielleicht steht gar eine Hippiebewegung unmittelbar bevor? Wenn ja, könnte zum Beispiel „Staring At The Sun“ eine ihrer Hymnen werden, denn friedvoll-verspulter klingt es sonst nirgendwo. Das gilt für den Rest von „V“ allerdings genauso.

Der Lindwurm bewegt sich also tatsächlich. Dies tut er sehr langsam und gemächlich, aber er tut es. Zielrichtung sind Pessimismus, Aggressivität und Machoposen, die mit waberndem Rock zunächst eingenebelt und dann langsam verglüht werden sollen. Ripley-Fans wissen längst, wohin die Reise geht. Alle anderen kommen schon noch drauf.

11.03.2019 Hamburg – Molotow
12.03.2019 München – Import-Export

VÖ: 25. März 2018 via Thrill Jockey