Text: Tim Brügmann, 25. Februar 2020

Hoffnungsvolles für Pessimisten. “We Love to Look at the Carnage” ist das mittlerweile fünfte Werk des Klangkollektivs Wrekmeister Harmonies rund um Mastermind J.R. Robinson. Mit im Boot, natürlich die langjährige Weggefährtin Esther Shaw. Aufgenommen in Woodstock (ja, DEM Woodstock) führen einen die insgesamt fünf epischen Tracks durchs tiefe Trauertal. Doch wo die Dunkelheit lauert, blitzt auch Licht auf und Robinson findet Stärke im Stoizismus. Negative Visualisierung lautet das Sprichwort, denn wo es schon furchtbar ist, kann es immer noch schlimmer sein.

Und so folgen wir Robinson und Shaw auf „We Love to Look at the Carnage“ einfach mal ein Stück und sind begeistert, ob der Bilder, die sich angesichts dieser epischen Klanglandschaften vor einem aufbauen. Aus dem Unterholz ragend, bis in höchste Wipfel strotzend, begleitet uns die dunkle Stimme Robinsons. Brodelnd, Unheil verkündend, aber auf gespenstische Art und Weise auch Trost spendend, geht sie mit Shaws ätherischen Vocals eine bittersüße Symbiose ein. Violinen-Werk und sparsam eingesetzte Synthesizer-Klänge helfen dabei, den starken Tobak ins Gehör zu zementieren. Düster-Folk, doomigstes Americana, was die beiden hier präsentieren und was vor allem Fans von Bands wie Sonic Youth und Swans gefallen dürfte. Aber auch Freunde des Film-Soundtracks dürften sich einige Male an aktuelle Arbeiten von Hildur Guðnadóttir oder den sagenhaften Macbeth-Score von Jed Kurzel erinnert fühlen. Dunkle Stürme treffen auf beruhigende Meditationen, schlaflos und fiebrig präsentiert sich das fünfte Kapitel von Wrekmeister Harmonies.

“We Love to Look at the Carnage”, das fünfte Album von Brooklyns Wrekmeister Harmonies, J.R. Robinson und Esther Shaw, freut sich aber auch über Thor Harris (Swans, Shearwater) an den Percussion und Jamie Stewart (Xiu Xiu) an den Knöpfchen. Gemischt wurde das in Isolation aufgenommene Album von Martin Bisi (Sonic Youth, Swans) in seinen BC Studios.

VÖ: 21. Februar 2020 via Thrill Jockey Records