Text: Stefan Killer, 22. Juni 2021

Wer die Debütplatte mag, wird die zweite Yagow lieben. Die Entwicklung des Trios aus Saarbrücken ist auf „The Mess“ deutlich zu hören. Und das liegt in erster Linie an eben dieser – der Linie.

Wirkte der erste Packen Songs noch wie Psychrock um des Psychedelic Rock Willen, sind die sieben Nachfolger eine bluesträchtige Offenbarung. Sänger und Gitarrist Jan Werner klingt endlich mehr nach dem Erbe Lou Reeds denn einer planlosen Dro(eh)nung. Die oktavierten Gitarrenlinien geben diesmal mehr Halt, machen Lust auf mehr. Und auch, wenn der Textanteil der Musik von Yagow immer noch verschlucktes Beiwerk der Hallspirale ist, schafft er diesmal Zugang in Form vermenschlichter Americana-Noten.

Dröhnende Anti-Hooks

Verzerrung und Räumlichkeit der Klänge spielen weiterhin eine große Rolle. Dass die beiden tradierten Yagow-Merkmale auf „The Mess“ aber nur noch Mittel zum Zweck sind statt Zentrum des Geschehens, wird klar, sobald sich Songs wie der Titeltrack, „Rise & Shine“ und sogar der knapp zehnminütige „Getting through – Is This Where the Magic Happens“ zu kompakten Strukturen auftürmen. Kai Peifer (Bass) und Marc Schönwald (Schlagzeug) sind keine Erfüllungsgehilfen, sondern druckvolle Tonangeber auf dem weiteren Weg der Band.

Was „The Mess“ genauso fehlt wie seinem Vorgänger, sind Album-Höhepunkte. Wenn der dominierende Spielstil schon wenig prägnante Zäsuren zulässt, sollte doch zumindest das gruppeneigene Songwriting Platz für Brüche, Überraschungen oder wenigstens animierende Zeilen bieten. Doch das ist offenbar nicht die Art von Yagow. Diese Band spielt kompromisslos dröhnende Retromusik abseits eingängiger Hooks. Und „The Mess“ ist der Beweis, dass auch das funktionieren kann.

VÖ: 18. Juni 2021 via Crazysane Records