Text: David Maneke, 09. April 2019

Ach, Yucca. Es ist über ein Jahrzehnt her, dass ich euch irgendwo mal live sah, ich erinnere mich nur bruchstückhaft an den Abend. Vorgruppe von irgendwem, irgendwo – eventuell im Wiesbadener Schlachthof, place to be meiner Heimat? Davon zeugt neben sehr verschwommenen Erinnerungen noch eure erste CD, „Quick! Let´s Beat it!“, die zahlreichen Umzügen und Ausmistaktionen zum Trotz nach wie vor in der inzwischen spärlicher gewordenen CD-Sammlung ihren Platz hat. Pflichtgemäß habe ich sie signieren lassen, euch meiner dunkelsten Erinnerung nach noch das größte Kompliment, das mein damaliger, noch recht rudimentär geordneter Musikgeschmack, zuließ, gemacht: Ihr würdet mich an die Blood Brothers erinnern. Ich glaube aber eher dass es an den offensichtlichen äußerlichen Parallelen gelegen haben muss (Stimme, live sitzender Keyboarder), weniger daran, dass die Blood Brothers sowas wie logische musikalische Vorfahren von euch waren.

Und jetzt im Jahr 2019 geht mir das Herz auf, denn letzten Freitag kam euer inzwischen fünftes Album, „Lieblingsmomente“ heraus. Und es zeigt sich, auch nach der Revisite des allerersten, dass mein damaliger Blood Brothers Überschwung vielleicht doch nicht so wahnsinnig daneben war. Klar, mit diesem geordneten Hardcore-Chaos der Burn Piano Island/Crimes Blood Brothers hat das nicht zu tun, aber das mit den Hardcore/DIY/Punk-Wurzeln lag ich ja wohl schon mal nicht so ganz daneben. Aber viel schöner finde ich auch, dass ihr ja nach wie vor so frisch seid. Denn „Lieblingsmomente“ ist ein wunderschönes Indierockalbum, wandelt den schmalen Grat zwischen den Polen Pop, Punk und Indie bodenständig souverän entlang, bleibt so abwechslungsreich wie möglich und so einheitlich wie nötig. Es ist alles in Balance auf „Lieblingsmomente“.

Vielleicht noch deutlicher als bei der Musik hebt ihr euch aus dem Indierockkosmos textlich ab. Es geht bei euch nicht in erster Linie um die autoreflexive Ästhetik (Ausnahme: Das Layout. Ihr steht ja wirklich auf Streifen), die im kontemporären, bisweilen überkandidelten, Makrokosmos Popmusik so hoch im Kurs steht. Aus euren Texten kann man durchaus die Attitüde einer Band raushören, die es gewohnt ist, Stellung zu beziehen. Damit bewegt sich das Songwriting analog zum musikalischen Grenzgang – in der DNA von Songs, die Punk im Erbgut tragen, ist die Ansprache gerne mal ziemlich direkt, wohingegen formvollendete Indie-Subkultur-Koryphäen ihr eigentliches interessebildendes Element nicht so ohne Weiteres daraus ziehen, was sie sagen, sondern wie sie es sagen. Und ganz offen: das erfrischt.

Vor allem aber ist es wundervoll zu sehen, dass ihr als Band auch 13 (?) Jahre nach einem Vorgruppe-Konzert von irgendwem, irgendwo, nach wie vor Musik macht. Ich darf gestehen, dass ich euch aus den Augen verloren hatte. Wohl aber ist davon auszugehen, dass ihr einfach immer weitergemacht habt, aus Spaß an der Sache, gegen Widerstände, euch den Arsch wundgetourt habt und immer noch da seid. Und dann so ein Kleinod von Album auspackt! Zugegeben, es ist sehr souverän, hat wenige Ecken und Kanten – und gerade die können viel Reiz ausüben. Aber „Lieblingsmomente“ funktioniert großartig ohne Ecken und Kanten. Yucca, schön dass ihr (immer noch) da seid.

24.04.2019 Berlin – Monarch
25.04.2019 Hamburg – Astra Stube
26.04.2019 Minden – Kulturzentrum Ameise
27.04.2019 München – Cord Club
03.05.2019 Nürnberg – Club Stereo

VÖ: 05. April 2019 via listencollective