Text: Esther Sambale, 07. August 2020

Fröhliche Vogelstimmen eröffnen die Séance mit Jason Molina, dem einstigen Sänger von Songs:Ohia und Magnolia Electric Co. Eine Leichtigkeit, die nur einige Sekunden dauert, bis ein düsterer Orgelklang das Gezwitscher in „Whisper Away“, dem ersten Song des posthum erscheinenden Albums „Eight Gates“, verstummen lässt und andeutet, wohin diese Seelenreise geht: abwärts.

Neun teils vollendete, teils fragmentarische Lieder erinnern daran, wie sehr Molina fehlt und was der Musikwelt 2013 abhanden kam – ein talentierter, trauriger Geist, der das Indie-Rock-Universum mit 39 Jahren viel zu früh verlassen hat. Auf „Eight Gates“ erklingen in teils kryptischen Texten düstere Disteln, zerschmetterte Herzen, Schatten an der Wand, wabern fragile Seelen und unbeantwortete Fragen durch den Raum.

In „Shadows answer the wall” singt Molina „If I had never believed / And let everything come into place / Would the stars be looking down / Would the stars be looking down on me”. In „Old Worry” schleppt sich seine Stimme in Zeitlupenschmerz so betäubend langsam durch 2 Minuten und 35 Sekunden, dass zwischendrin noch Zeit für Slowcore-Assoziationen („Low“ und „Codeine“) bleibt. Das achte Tor schließt mit Molinas Sprechstimme zu Beginn von „The Crossroad + The Emptiness”: „Everybody shut up. This is my record. Everybody goes to sleep. I’m gonna play this song”. Dann hört man sein Atmen und seine Gitarre. Neun Lieder, die es von jetzt auf gleich Nacht werden lassen. Musik, wie eine Sommersonnenfinsternis. Am besten anzuhören in abgedunkelten Räumen.

VÖ: 07. August 2020 via Secretly Canadian