Text: Stefan Killer, 18. Oktober 2019

Zunächst war da Angst. Die Angst davor, auf Play zu drücken und enttäuscht zu sein. Was, wenn die zweite Platte die hohe Messlatte des Debüts nicht hält? Oder noch schlimmer: nicht erreicht? Mit „The Thread“ hat Lysistrata ein beeindruckendes Loch ins alternative Genreuniversum gesprengt. Und die Band versucht erst gar nicht, es mit dem neuen Album zu schließen.

Im Gegenteil: Schon im Titel des Openers wird klar, dass die drei Musiker „Different Creatures“ sind. Während vielerorts versucht wird, das Ungestüm des Debüts auf dessen Nachfolger zu bändigen, kehrt das Trio aus Frankreich zu Beginn von „Breathe In/Out“ sein wahres Ich nach außen: Es ist noch roher, noch unbändiger, als es sich auf dem Debüt präsentierte. Und unheimlich gut.

Was da die Schöpfung in der asozialen Postmoderne infrage stellt, geht über personifizierte Wut hinaus. Lysistrata verkörpert die grungig charismatische Notgrätsche in den technisch ach so salonfähigen Mathrocker. Die Band schlendert souverän an den Punkchören im Kneipeneck vorbei („Scissors“), um kurz darauf im Grand Hotel van Cleef ähnlichen Brülltiraden zu frönen wie die neuen Labelkollegen FJØRT.

Doch was bei Songs wie „Mourn“ klar wird, ist der fortgesetzte Livecharakter von Lysistrata: Dynamische Frickellinien, explosionsartige Ausbrüche, sie dürften sich bald in Zugaberufe hüllen, spätestens auf Tour 2020. Einatmen, ausatmen. Und Repeat.

18.03.2020 Nürnberg – Club Stereo
19.03.2020 München – Milla
20.03.2020 Schorndorf – Manufaktur
21.03.2020 Würzburg – Keller Z87
22.03.2020 Trier – Lucky’s Luke
24.03.2020 Wiesbaden – Schlachthof
25.03.2020 Köln – Bumann & Sohn
26.03.2020 Dortmund – FZW
27.03.2020 Hamburg – Molotow
28.03.2020 Berlin – Cassiopeia
29.03.2020 Dresden – Groovestation
31.03.2020 Hannover – Lux
01.04.2020 Bremen – Lagerhaus
02.04.2020 Münster – Gleis 22

VÖ: 18. Oktober 2019 via Grand Hotel van Cleef