Text: André Habermann, 18. Juli 2022

Im April 2021 hatten wir bereits über eine robotahafte Fortsetzung spekuliert. Nun wurde bestätigt, dass das Trio um Anton Spielmann, Jonas Hinnerkort und Sebastian Muxfeldt ein neues Album veröffentlichen wird. Zeitgleich mit der neuen und sehr hörenswerten Single „Gift“, kündigen 1000 Robota nun endlich ihr drittes Werk namens „3/3“ an. Dieses erscheint Ende September erneut via Tapete Records.

Da das Label das bisherige Schaffen der drei Herren sehr schön zusammengefasst hat, sind wir so frei und veröffentlichen diesen Text ungekürzt an dieser Stelle:

Wer sich an 1000 Robota erinnert, erinnert sich an eine blutjunge Version von ihnen: Drei Teenager, die die Musiklandschaft in den späten Nullerjahren aufwühlten und dabei Anerkennung aber auch Gegenwind ernteten, wie kaum eine andere Band zu dieser Zeit. Das Alles ohne Major-Vertrag und wie aus dem Nichts gekommen.

1000 Robota, das waren Sebastian Muxfeldt, Jonas Hinnerkort und Anton Spielmann. Im Alter von 10 Jahren haben die drei bereits gemeinsam Kuchen bei Mama gegessen, einige Jahre später dann: „Ehe wir uns versahen und weit vor der Veröffentlichung zu unserem ersten Album, fanden wir uns in London in einem ausverkauften Club, in dessen Toilette sich Peaches Geldof, noch bevor wir überhaupt anfingen zu spielen, eine Überdosis Heroin verpasste.“ Absurd schien es, so ziemlich alles daran. Auch deshalb, weil sie eben auf Deutsch sangen.

Was war geschehen? Der NME war via Myspace auf 1000 Robota aufmerksam geworden und sympathisierte mit ihrem an Krautrock und die frühe Neue Deutsche Welle erinnernden Sound und ihren reduzierten und wie zu Erz eingekochten Texten. Was nebenbei auch eine interessante Geschichte über die Medienlandschaft im Wandel der Zeiten erzählen könnte. Doch das soll uns an dieser Stelle nicht weiter interessieren.

Wir schreiben das Jahr 2008 und „Hamburg brennt“, die erste EP, die ersten fünf Lieder, die 1000 Robota überhaupt geschrieben hatten, waren just erschienen. Es folgte sehr vieles in sehr kurzer Zeit: Eine weitere EP, zwei Alben, „Du nicht er nicht sie nicht“ (Tapete, 2008) und, nachdem sich Daniel Richter in sie verliebt hatte, „Ufo“ (2010) bei Buback. Dazu ein Dokumentarfilm (der einen immer noch rat- bis fassungslos zurücklassende, 2011 auf der Berlinale uraufgeführte „Utopia Ltd.“), mehrere Europatouren, nicht zuletzt mit Fettes Brot, Konzertanfragen von Arctic Monkeys, Franz Ferdinand und Rammstein. Und vieles mehr.

Wir machen es kurz: Es hätte ewig so weiter gehen können. Der Spagat zwischen Pop, Indie, (Hoch-) Kultur – selten und dennoch möglich – fühlte sich divers und richtig an. Sogar Stefan Raab wollte sie auf seine TV Total-Couch holen. Haben sie damals aber nicht gemacht. Die Anfrage Rene Polleschs, ein Stück („Schmeiß dein Ego weg!“) für die Volksbühne in Berlin nach dem gleichnamigen Song von 1000 Robota zu benennen, sowie Musik zu verwenden, schien schon aushaltbarer. Aber: „Wir taten, was notwendig war und für jede gute Punkband gilt. Mach zwei gute Alben und dann geh üben oder mach was anderes.“

Heute kann man rückblickend sagen: Sie machten was anderes und sind dennoch üben gegangen: Ins Theater, zum Schauspiel und Film, zur Kunst und ins Tonstudio, haben Aufnahme und Produktion gelernt, immer weitergemacht und verstanden, dass das, was sie suchen und machen wollen, so eigensinnig und vielschichtig ist, wie das Leben, das sie leben wollen, während die anderen weiter Pläne machen.

Und so sind 1000 Robota im Jahr 2022 immer noch Sebastian Muxfeldt, Jonas Hinnerkort und Anton Spielmann. Und was macht eine Band, die schon immer den Zeitgeist angeschrien hat, mit der hochfrequenten Gegenwart? Sie durch den Fleischwolf drehen und ihr die eigene Reflexion vorlegen, genauer: Ein neues Album. Es klingt gewaltig, intensiv und intim zugleich und strahlt eine utopisch finstere Wärme aus. Es ist nicht weniger als ein Amalgam aus den Gefühlen und Gedanken der drei Musiker, zehn Jahre im Zeitraffer. Eine Art Echokammer ihrer selbst, in dem sich die Gesänge von Hinnerkort und Spielmann zu einer unerhörten eigenen 1000 Robota-Stimme vereinen. Und auch Schönheit gibt es in all dem.

VÖ: 30. September 2022 via Tapete Records