Text: André Habermann, 17. März 2020

Wie soll man den überirdischen Klassiker „Teardrop“ von Massive Attack neu interpretieren, ohne dass es unangenehm oder peinlich wird? Eigentlich nicht machbar. Es sei denn, man heißt Avishai Cohen, ist eine Koryphäe an der Trompete und macht es einfach. Das Ergebnis kann seit letzten Freitag gehört und bestaunt werden. Der sehr hörenswerte Siebeneinhalbminüter ist zugleich der zweite Vorbote aus dem kommenden Album „Big Vicious“, welches Ende März über das Münchner Jazzlabel ECM Records erscheint.

Wir spielten zu Beginn einige Coverversionen. Vor allem Musik aus den 1990er Jahren, weil das bei unserer Generation nachklingt, die Dinge, die wir in der Schule gehört haben. Aber „Teardrop“ von Massive Attack ist eine Musik, von der wir nie müde werden. Es ist ein Stück, in dem man für immer bleiben kann – jedes Element darin ist so vollständig und gleichzeitig so einfach.

Aber „Big Vicious“ ist nicht nur Avishai Cohens viertes Album, es ist zugleich das Debüt des gleichnamigen Projekts, welches der israelische Jazztrompeter vor sechs Jahren mit langjährigen Freunden gegründet hat. Neben Cohen gehören noch Gitarrist Uzi Ramirez, Bassist Yonatan Albalak und die beiden Schlagzeuger Aviv Cohen und Ziv Ravitz dem bösartigen Zirkel an. „Wir kommen alle vom Jazz, aber einige von uns haben ihn früher verlassen“, fasst Avishai die stilistische Reichweite seiner Mitstreiter zusammen. „Jeder bringt seinen Hintergrund ein, und das wird Teil des Klangs der Band.“ Gemeinsam wagen sie sich auf ihrem Debüt in neue musikalische Gefilde. Neben Jazz vemengen sie auf „Big Vicious“ Einflüsse aus Electronica, Ambient und Trip-Hop. Das Werk besteht aus insgesamt elf Stücken, darunter auch tolle Neuinterpretationen – wie das eben genannte „Teardrop“ und Beethovens „Moonlight Sonata“.

VÖ: 27. März 2020 via ECM Records