Text: Esther Sambale, 02. September 2019

Die Welt hinter diesem Klangfenster ist in dunkle Farben getaucht. Sie ist komplex verwoben, abgründig schön und umspannt ein musikalisches Gestern, Heute und Morgen. Auf „When We Are Inhuman“ interpretieren Bonnie Prince Billy, The National-Gitarrist und Komponist Bryce Dessner und das Chicagoer Klassikensemble Eighth Blackbird unter anderem vier alte Will Oldham-Songs, Bryce Dessners „Murder Ballades“ und das Stück „Stay on it“ des 1990 verstorbenen Minimal Music-Komponisten Julius Eastman, neu.

Wie das Kennenlernen eines Geisterhauses, beschreibt Oldham die Zusammenarbeit mit Eighth Blackbird, „continually returning to the same spot and observing how his fear was interlaced with a charged energy.“ Eine Energie, die auf dem gesamten Album spürbar ist. Wohl arrangierte Streicher und Bläser umspielen eingangs den vierzehn Jahre alten Will Oldham-Song „Beast for thee“, füllen seine dunklen Ecken aus und schaffen ihm eine neue Umgebung. In „One with the birds“ (1998), das Pianistin Lisa Kaplan unter der Leitung Bryce Dessners arrangierte, zwitschern alle im Songtext vorkommenden Vögel, imitiert von Instrumenten des Eighth Blackbird Ensembles.

Das Ende der musikalischen Welt auf „When We Are Inhuman“ ist anarchisch, lang und fordernd. „Stay on it“ wurde 1973 von Julius Eastman im Rahmen einer Performance ausgearbeitet. Auch Oldham, Dessner und das Eighth Blackbird Ensemble nahmen das 16-minütige Stück live auf. Ein musikalisch wahnsinniges Spektakel und der würdige Abschluss eines stimmigen Gesamtwerks.

VÖ: 30. August 2019 via 37d03d