Text: Tim Brügmann, 09. April 2021

Es ist fast schon dreist, sich aus Down-Under kommend die Gitarre umzuschnallen und dann nicht in wilde Psychedelic-Abfahrten abzuschmieren. Doch was Clamm aus dem beschaulichen Melbourne in Dreier-Formation aufs Parket legen, ist dank seiner Direktheit und schnodderigem Rotz reinstes Balsam für all die, denen auch zwei bis drei Minuten für den absoluten Kontrollverlust genügen. Musik wie zertretene Capri-Sun auf dem Skatepark: Mit „Beseech Me“ veröffentlicht das Punk-Trio sein heiß erwartetes Debüt via Meat Machine.

Clamm, das sind Jack Summers, Maisie Everett und Miles Harding. Ihre Mission? Zerlegen und zwar alles. Dabei hat sich die noch frische Band ihre Sporen rund um die lebhafte Szene der australischen Hauptstadt bereits redlich verdient, was schnell den Support von KEXP, Triple J und Bands wie Eddy Current Suppression Ring oder den Shooting-Stars Amyl and the Sniffers nach sich zog. Dabei brilliert das Gespann vor allem durch eine nonchalante Reizbarkeit, die irgendwo zwischen METZ und den Stooges changiert. Auf „Beseech Me“ schallen einem also durchaus Tracks entgegen, mit denen sich grandios Skateboard-Videos untermalen, aber auch ranzige Musikclubs zerlegen lassen.

I don’t want your fucking money! / I don’t want your fucking time! /
I don’t want your holiday payout / I just want to be outside.

Clamm haben keine Zeit zu verlieren. Auf den zehn alarmierenden Hymnen ihres Debüts geht es um Themen wie Anti-Gewalt, Materialismus, mentale Gesundheit und den Zustand des modernen Australiens. Ein Hauch Optimismus schwingt jedoch immer mit und spendiert den tumultigen Rhythmen und fuzzigen Gitarren eine in die Hüfte schießende Leichtigkeit. Das gewinnt alles keinen Schönheitswettbewerb und holt auch nicht die Fackel vom Rock-Olymp, doch schöner lassen sich in aller Einfachheit die Tetrapacks kaum durch die immer noch menschenleeren Konzerthallen kicken.

VÖ: 09. April 2021 via Meat Machine