Text: Oliver Schröder, 26. Oktober 2021

“I can’t stand the rain/ Against my window/ Just keeps on haunting me”: Ann Peebles’ Song aus dem Jahr 1973 wirft zusammen mit dem kitschigen Urlaubs-Schnappschuss auf dem Albumcover ein paar berechtigte Fragen auf. Ist das schon der Beginn des gefälligen Alterswerks? Oder doch einfach die logische Fortsetzung des 1997 eingeschlagenen und mehr oder weniger stoisch beibehaltenen Bandsounds?

Definitiv beides, denn „Fantasy Island“ ist zwar kompakter, elektronischer und damit auch zugänglicher geworden. Trotzdem bleiben die grundlegenden Clinic-Merkmale durchweg erhalten. Das eingangs erwähnte Cover steht mit seinen geflüsterten Vocals exemplarisch für diesen Spagat. Ganz im Gegensatz zu der düsteren Giftigkeit von „Wheeltappers And Shunters“, mit der sie vor zwei Jahren mit dem Thema Britishness abrechnete, blickt die Band hier mit leuchtenden Farben in die Zukunft.

Mit Claudius Mittendorfers (Parquet Courts, Neon Indian) Mix geht dabei man soundtechnisch zurück an den Anfang. Mit dem Debütalbum „Internal Wrangler“ setzten sie vor 21 Jahren eine Marke, die nicht wieder übertroffen werden konnte. Dabei lässt sich kaum etwas Schlechtes über Clinics Backkatalog sagen, aber die große Aufmerksamkeit blieb aus. Was zu einem guten Stück an dem nervös wirkenden Substanzcocktail lag, der von Platte zu Platte verabreicht wurde. Uppers und Downers vertragen nun mal viele nicht in einem Rutsch. Es ging oft um Grooves, aber selten in die Clubs. Es ging oft um Pop, aber ein veritabler Hit kam am Ende nie dabei heraus.

Und so bleiben Clinic auch mit „Fantasy Island“ die Band mit dem eigenwilligen Sound, die macht, was sie seit jeher macht: spleenige, irgendwie fremdartige Songs mit einem gewissen Popappeal. Sonne und Regen wechseln sich also wieder ab und sorgen dafür, dass sich viele Hörer nicht so richtig vor die Haustür trauen. Langjährige Fans haben sich natürlich längst die richtige Bekleidung zugelegt und freuen sich darauf, diese endlich mal wieder aus dem Schrank zu holen.

VÖ: 22. Oktober 2021 via Domino Records