Text: Julian Tröndle, 16. April 2021

Eigentlich ist Cory Hanson Frontmann des Garage-meets-Prog-Projekts Wand – seit 2013 gleichermaßen umtriebiger wie ewiger Geheimtipp der Psychedelic-Rock-Szene LAs. Wer in der Musik, die unter eigenem Namen erscheint, daher nun zwangsläufig brachiales Feedback und Gitarrenwände vermutet, wird indes nur mühevoll fündig: Statt noisiger Exaltiertheit entfaltet sich auf „Palte Horse Rider“, dem zweiten Soloalbum Hansons, ein samten-rauschhafter Orchester-Folk, dessen analog-knisternde Nostalgie in seinen opulenten Momenten gar an den größenwahnsinnigen 70s-Pop von Scott Walker oder Van Dyke Parks denken lässt.

Hansons Sozialisation in der experimentellen Szene LAs um Ty Segall, Tim Presley und andere legends of weirdness bleibt trotz des offensiven Schönklangs dennoch auratisch präsent: Sein auf dynamischem Space-Folk gebettetes Falsett kippt hier regelmäßig von betörender Schönheit in eine beklemmend abgründige Melancholie, auch wenn diese Kipppunkte nur selten konkret lokalisierbar sind. Die Single „Angeles“ bildet hier eine Ausnahme: Während dort zunächst eine ähnlich rotweingeschwängerte Traurigkeit wie im gleichnamigen Elliott-Smith-Stück heraufbeschworen wird, verliert Hanson sich in einem frei oszillierenden Schlussakt, in dem Jazz und kosmische Musik sich entrückt umgarnen. Es sind ästhetische Brüche wie diese, die „Pale Horse Rider“ davor bewahren, in die konservativen Melancholy-Folk-Playlisten auf Spotify eingespeist zu werden.

Und so offenbart sich, wenn man gang genau hinhört, letztlich doch der ein oder andere WAND-Moment im Solowerk Hansons: Das ausufernde Gitarrensoli in „Another Story From The Center of The Earth“ oder die beiden brodelnden Interludes „Necklace“ und „Surface To Air“ sind solche Reminiszenzen – direkt aus den diesigen und seltsam duftenden Probekellern an der Westküste.

VÖ: 16. April 2021 via Drag City