Text: Lennard Göttner, 30. September 2021

In „Spencer Cullum’s Coin Collection“ schlummern tatsächlich einige, äußerst seltene, Münzen. Von Folk, über Psych-Pop, hin zu Alternative: Dem gebürtigen Engländer und in Nashville lebenden Cullum gelingt in seinem Album, woran viele Künstler nur allzu oft scheitern. Das Album ist eine einzige Referenz, eine Hommage an vergangene Zeiten. Gleichzeitig schafft es der Longplayer, mühelos Brücken zwischen ganzen Musikgenres zu schlagen und neue Wege zu beschreiten, ja gar zu pflastern.

„Ich wollte eine ganz typisch englische Folk-Platte schreiben, aber mit wirklich guten Musikern aus Nashville“, sagt Cullum selbst über sein Werk. Mit einer langen Liste von Auftritten, die von Kesha, Dolly Parton und Deer Tick bis hin zu Miranda Lambert und Dylan Leblanc reicht, avancierte der Pedal Steel-Virtuose in den vergangenen Jahren dabei zu einem der gefragtesten Session-Künstler in Nashville. „Coin Collection“ ist Cullums Debütalbum – die Messlatte hängt angesichts dessen unglaublich hoch.

Der Song „Jack of Fools“ bringt die Platte mit einem plätschernden Bass und einer sanften Leadgitarre auf einen Weg, der sowohl folkig als auch mit einem Hauch Canterbury-Sound daherkommt. Nach fast fünf Minuten steht da ein Klanggefüge zu Beginn dieser musikalischen Reise, das komplett aus der Zeit gefallen ist und zu nahezu jedem Zeitpunkt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hätte geschrieben werden können – es passt zu Spencer Cullum und seiner Art, Musik zu interpretieren.

Wirbelnd und wirbelnd, spukt „Seaside“ dann mit Wellen von Jazz. Der Song funktioniert, weil er sich elegant zwischen den beiden musikalischen Welten Folk und Jazz bewegen kann. Mit „Dieterich Buxtehude“ wagt sich Cullum auch noch ins Psych – es gelingt. Und der Name des Songs an sich wäre wohl selbst einen kompletten Artikel wert. Cullum ist uns hier definitiv eine Geschichte schuldig.

„Spencer Cullum’s Coin Collection“ fühlt sich an wie eine Platte, die Generationen später entdecken werden. Ein stiller Kultklassiker mit offensichtlichen und grazil versetzten Inspirationen. Cullum demonstriert, dass er einiges vorhat. Ähnlich wie bei seiner Münzsammlung ist dabei schon jetzt klar, dass sein Wert mit der Zeit nur steigen wird.

VÖ: 24. September 2021 via Full Time Hobby