Text: Stefan Killer, 24. November 2021

Deap Vally ist eine Marke. Sie steht für groben Garagerock, geschmeidige Leoleggings und den Sprung ins Blaue. Wie auf ihren beiden ersten Alben werden Lindsey Troy und Julie Edwards alias Deap Vally auch auf „Marriage“ diesem Image gerecht. Und doch hat das Duo Fatale erstmals eine konventionelle Seite an sich entdeckt.

Was, konventionell? Also keine stark verzerrten Blueslinien mehr, keine „Parental advisory“-Vermerke? Was ist mit neuen, experimentellen Sounds? Keine Sorge, alles da. Die rosa Brille hatten die beiden Damen höchstens für die ersten zwölf Takte vor dem Start ihrer Musikkarriere 2011 auf. Schon das neue Albumcover des feministischen Bühnenpärchens suggeriert Konfliktpotential.

Garagerock für alle

Da sitzen zwei Damen auf Veranda und Sprungbrett mit latent aggressivem Blick, bereit zum Abtauchen in die Untiefen provokanter Gaudisongs. Die Musik selbst ist – im positiven Sinn – mehr „Perfuction“ denn Perfektion, wie der Opener-Titel plakativ demonstriert. Deap-Vally-Markenrock der ersten Stunde. Auch minimalistischere („Give Me a Sign“) und poppigere („Phoenix“) Klänge finden ihren Platz auf „Marriage“. Ob Fangirl oder kritischer Hörer, auf „Marriage“ ist Garagerock für alle zu finden – was die Platte etwas beliebig erscheinen lässt.

Nicht falsch verstehen, die Höhen und Tiefen machen genauso viel Spaß wie die Alben zuvor. Immer nur die gleiche Gangart zu wählen, würde auch hochkarätigen Kollaborationspartnerinnen wie Peaches nicht gerecht. Dennoch hätte diese Ehe mehr wagen, zu Ende experimentieren können. Wie vormals mit Flaming Lips. Der Sprung ins Blaue bleibt diesmal aus.

VÖ: 19. November 2021 via Cooking Vinyl