Text: Tim Brügmann, 19. Mai 2020

Hundstage. Lange Zeit war es still um den gefeierten Skaterboi Hanni El Khatib aus San Francisco, der nicht nur mit der Gitarre wild umherwirbelte, sondern auch aus seiner Liebe zu Rap, Soul und Blues keinen Hehl machte. Nach vier Studioalben und etlichen kräftezehrenden Tourneen, nahmen schließlich die Depressionen überhand. Alle Weichen auf Rückzug gestellt, nutzte Khatib die letzten Jahre um sich vermehrt seiner Liebe für Design zu widmen und sich am Ende schließlich gänzlich neu zu erfinden. „Flight“ titelt nun das fünfte Album des philippinisch-palästinensischen Outlaws. Und es ist eine Wiedergeburt.

13 Songs stark und dennoch knackig würzig mit einer knappen halben Stunde Laufzeit, ist „Flight“ alles andere als ein Rock ‘n‘ Roll-Album geworden. Auch als Skate-Soundtrack eignet sich das nunmehr fünfte Album des Ausnahmekünstlers Hanni El Khatib nur wenig. Und doch ist es sein ureigener Sound, der hier zu hören ist. Die Kulmination aus knapp zehn Jahren des Songschreibens, Klampfens und Unterwegsseins. Dabei wecken die beiden treuen Hundeaugen, die das Cover zieren und tatsächlich Khatibs Haustier zeigen, ebenso große Sympathien wie die dargebotene Weirdness des musikalischen Inhalts. Zusammengetan hat sich Khatib für dieses Werk mit Leon Michels, dem Kopf der El Michels Affair und Produzent für Größen wie Lana Del Rey, Travis Scott, A$AP Rocky und Eminem. Eine unorthodoxe Seilschaft, die „Flight“ einen ganz eigenen Drive spendiert.

Irgendwo zwischen Beck, den Flaming Lips und ein wenig Rap präsentiert der Wiedergeborene bis zur Unkenntlichkeit zerhäckselte und zerstückelte Beats, die am Ende doch fiebrig-hitzige Ohrwürmer werden. Tape Loops, etwas Doo-Wop, Jazz Piano, Khatib lässt kein Experiment aus und weiß auch ohne die stramm gespielte Gretsch zu überzeugen. „Flight“ ist ein Album, für all die, die mehr von diesem Künstler wissen wollen und ihn nicht auf seine lässige 50ies-Attitüde reduzieren, mit der er vor Jahren die Bühne enterte. Ein dichtes verwinkeltes Album, modern und abgefahren. Hanni El Khatib ist zurück und hat sich ganz nebenbei neu erfunden.

VÖ: 15. Mai 2020 via Innovative Leisure