Text: Tim Brügmann, 10. Oktober 2022

Es gibt sie, diese Alben, deren Erstgenuss so etwas wie ein sakrales Ereignis darstellt. Eine Band, der dieses Kunststück immer wieder gelingt, ist zweifelsohne Die Nerven, die sich nun mit ihrem fünften schlicht selbst betitelten Album selbst zum Denkmal zementieren. Das Artwork ziert ein schwarzer Schäferhund, doch ob es sich bei „Die Nerven“ von Die Nerven um ihr monolithisches Meisterwerk handelt, wird die Zeit zeigen. Die Nummer Fünf der Stuttgarter könnte aber tatsächlich ihr wichtigstes Album werden.

Ganze fünf Monate ist es schon her, seit sich Kevin Kuhn, Julian Knoth und Max Rieger lautstark und mehr als eindrucksvoll mit ihrer Single „Europa“ in Böhmermanns Magazin Royale zurückmeldeten. Und während einem noch ob der klanglichen Opulenz und tagesaktuellen Dringlichkeit des Songs die Kinnlade offenstand, entsendeten die Musterschüler des deutschsprachigen Post-Punks mit „Keine Bewegung“ und „Alles reguliert sich selbst“ zwei weitere messerscharfe Speerspitzen ins Herz der Republik.

Dabei verkommt das nunmehr fünfte Album von Die Nerven nicht zum reinen Deutschland-Bashing, vielmehr zeigt sich wieder einmal die feine Beobachtungsgabe der Band zwischen Stuttgart und Berlin. Brachial und doch um Klugheit nicht verlegen, präsentieren sich Die Nerven auf diesem schwarzen Album als absolute Einheit, ein Ego zwischen Punk und Pop. Und tatsächlich hat sich die Herangehensweise der Band gewandelt. Hat man früher noch mit Song-Skizzen gearbeitet und auf die eigene Kreativität gehofft, ist das Trio mit 20 Stücken aus den Proben gekrochen und hat das Album auf zehn wuchtige Bestandsaufnahmen destilliert und gemeinsam eingespielt.

Irritierend ist nur, wie aktuell die Themen auf diesem Album heute sind, obwohl die Texte maßgeblich um 2018/19 entstanden sind. Doch leicht prophetisch und vor Wut schäumend, waren Die Nerven schon immer. Ja, „Die Nerven“ von Die Nerven ist ein unangenehmes, großes, schwarzes Monster geworden. Und zeigt wieder einmal, dass wir es hier mit einer der besten Bands des Landes zu tun haben. Gewaltig!

13.10.2022 Jena – Kassablanca
14.10.2022 Bielefeld – Forum
15.10.2022 Köln – Gebäude 9
19.10.2022 Rostock – M.A.U. Club
20.10.2022 Magdeburg – Moritzhof
21.10.2022 Berlin – Festsaal Kreuzberg
23.10.2022 Dresden – GrooveStation
26.10.2022 Bremen – Tower
27.10.2022 Hannover – Béi Chéz Heinz
28.10.2022 Flensburg – Volksbad
02.11.2022 Augsburg – Soho Stage
03.11.2022 Erlangen – E-Werk
04.11.2022 Chemnitz – Weltecho
05.11.2022 Leipzig – Conne Island
09.11.2022 Marburg – Kfz
10.11.2022 Mannheim – Forum
11.11.2022 (CH) Basel – Kaserne
12.11.2022 (CH) Zürich – Bogen F
13.11.2022 Freiburg – Waldsee
14.11.2022 Wiesbaden – Schlachthof
15.11.2022 Stuttgart – LKA
16.11.2022 Ulm – Roxy
17.11.2022 München – Backstage
22.11.2022 Regensburg – Alte Mälzerei
23.11.2022 (AT) Wien – Grelle Forelle
24.11.2022 (AT) Salzburg – ARGE
26.11.2022 Koblenz – Circus Maximus
29.11.2022 Hamburg – Uebel und Gefährlich
30.11.2022 Münster – Gleis 22

VÖ: 07. Oktober 2022 via Glitterhouse