Text: Stefan Killer, 02. Dezember 2021

Nach „The Isolation Tapes“ schien für Kadavar nichts ferner als die nächste Platte. Die Berliner Rock-Formation war noch nicht bereit für ein weiteres Album. Um die Folgen politischer Beschlüsse für sich abzuschwächen und der ungenutzten Zeit durch kulturellen Lockdown etwas Positives abzuringen, tat das Trio stattdessen, was es am besten kann: im eigenen Studio Ideen spinnen, einen Jam nach dem anderen. Herausgekommen ist „Eldovar“, ein Konzept, das sich nicht nur in Sachen Einfluss an Könnern der Szene orientiert.

Doch was bedeutet Eldovar? Berechtigte Frage. Eldovar ist die Symbiose zweier Musikgruppen, die sich vor Jahren in Berlin niederließen, um von dort aus Protzproduktionen und aufgemotzter Musiktechnik Einhalt zu gebieten. Die Rede ist von Elder und Kadavar, kombiniert Eldovar. Mit den Aufnahmen zu ihrem Werk „Eldovar: A Story of Darkness & Light“ halfen sich die Bands gegenseitig, die Leere des vergangenen Musikjahres zu füllen, ihm Sinn zu geben.

Progressive Klänge neu interpretiert

Gemeinsam verfolgten sie die Vision „eines essentiell menschlichen, tiefgehend persönlichen Albums festzuhalten, ein Werk von der Gravitas und der Kauzigkeit früher Prog-Scheiben, ein Denkmal für den rauschhaften Freiheitsdrang der Musik“, wie es im Promotext heißt. Und das ist ihnen gelungen. Auf „A Story of Darkness & Light“ verschmelzen Schlagzeuger Georg Edert, Gitarrist und Tasteninstrumentalist Michael Risberg sowie Gitarrist Nick DiSalvo alias Elder – Bassist Jack Donovan durfte nicht einreisen – und Kadavar zu einer homogenen Mischung.

Mit Ansage treten auch Bassist Simon Bouteloup, Gitarrist Christoph Lindemann und Schlagzeuger Christoph Bartelt seitens Kadavar in die Fußstapfen genreprägender Musiker der 1970er-Jahre. Von Folkrock („In the Way“) über Artrock („El Matador“) bis zu ausuferndem Protometal („Blood Moon Night“) kommen alle Hörenden auf ihre Kosten. Und ob kräftiger Chor oder erzählende Solostimme, jeder Part dieser musikalischen Ausnahmeerscheinung wird der Vision gerecht. Wenn die Neuinterpretation progressiver Rockklänge das Ziel war, hat sie in Eldovar ihre neuen Meister gefunden.

VÖ: 03. Dezember 2021 via Robotor Records