Text: Oliver Schröder, 24. Juni 2022

Bright-white clubbing: Während viele Musiker die letzten zwei Jahre dazu nutzten, in sich zu kehren, gechillte Experimente zu wagen und sich unvollendeten Nebenprojekten zu widmen, gingen Flying Moon In Space in ihren Bastelkellern offenbar die Wände hoch. So viel Rastlosigkeit auf einmal gab es bei den Leipzigern bisher noch nicht zu hören. Das Debütalbum kam direkt von der Bühne und war somit ein Destillat ihrer Liveauftritte: lange mäandernde Jams mit viel Platz für bunte psychedelische Schleifen zwischen den Beats. Zwischendurch ballerten Stücke wie „Ardor“ zwar unruhige Stroboskopblitze in die Nacht, aber man kam schließlich immer wieder zur Ruhe.

Die Charakterzüge vom Nachfolger „Zwei“ sind stark von seiner Entstehungsgeschichte geprägt, die zwangsläufig anders verlief als beim Debüt. Als das Land pandemiebedingt herunterfuhr, saß man am Telefon oder am Bildschirm, schickte Dateien herum, baute einzelne Teile zusammen. Während dieses Prozesses schien aber auch der Lagerkoller umgegangen zu sein, denn jeder Song ist dringlicher, kraftvoller, ja fiebernder als alles, was wir bisher von der Band kennen. Die ursprünglichen Krümmungen und Windungen sind immer noch vorhanden, wurden aber stark gerafft und mit vielen scharfen Schnipseln aus pulsierenden Beats, flirrendem Elektropop und vielgliedrigem Postpunk versehen.

Aus der noch etwas unentschlossenen Raupe Flying Moon In Space ist ein hypernervöser Nachtfalter geworden, der wie irre um jede Lichtquelle kreist, bis er irgendwann vor Erschöpfung zuckend zu Boden fällt.

VÖ: 24. Juni 2022 via Fuzz Club Records