Text: Alex Schulz, 11. Januar 2022

Die experimentierfreudige New Yorker Musikikone Beck hat sicher schon fast alles gehört oder sogar selbst produziert, was die Musikwelt zu bieten hat. Umso erstaunlicher war, dass er der unbekannten Band Gustaf das Prädikat als seine persönliche Lieblingsliveband verhängte und seit geraumer Zeit wann immer möglich ihre Shows besucht. Beck gewissermaßen als Groupie und Protegé zugleich zu gewinnen war sicherlich ein Kickstarter für Gustaf, deren Debüt-LP nun seit Oktober erhältlich ist.

In der Tat haben Gustaf noch vor jeglichen Studiorecordings eine steile Karriere innerhalb der New Yorker Musikszene hinter sich. Mit ihrem überaus tanzbaren Art-Punk und viel Mut zur Improvisation zogen sie das Publikum spielerisch leicht auf ihre Seite. Die eigenen Shows im Big Apple reichten von Auftritten auf exklusiven Hausparties der lokalen Indierockszene bis hin zu schweißtreibenden Clubkonzerten. Neben Beck halfen insbesondere Cage The Elephant Gustaf zu mehr und mehr Openings für etablierte Bands, was zuletzt in eine US-Tour mit den nicht minder ekstatischen Idles mündete.

Musikalisch haben Gustaf eindeutige Post-Punk Anleihen: laut eigener Aussage von The Fall, in Bezug auf die Eingängigkeit und unbändige Energie der Songs sowie von ESG, was den Groove und die Tanzbarkeit erklären dürfte. Etwas von Devo oder Squid, insbesondere aber Dry Cleaning ist laut eigenem Gehör wohl auch dabei. Sängerin Lydia Gammill bedient sich beispielsweise wie Dry Cleanings Florence Shaw des (weitgehend ironischen) Sprechgesangs, nur weniger betont zurückhaltend wie bei der Britin, sondern aufdringlich und unüberhörbar. Alles in allem eine Kombination, die beim Hören des Records zuhause zu beständigem Kopfnicken zu jedem Verse und jeder Bassline einlädt.

VÖ: 01. Oktober 2021 via Royal Mountain Records