Text: Tim Brügmann, 12. April 2022

Industrial und Noise in homöopathischen Dosen verabreicht das Noise-Trio von HEALTH bereits seit dem Jahr 2005. Mit „DISCO4::PART II“ beweisen die Herrschaften aus Los Angeles erneut, dass sie zur Speerspitze in Sachen musikalische Grenzgänge gehören. Der bereits zweite Teil ihrer 2020 gelaunchten Kollaborationsreihe wagt dabei noch tiefere Ausflüge in die Genres Metal und Industrial.

Ein Album, das sich liest, wie ein Festival neuer aufstrebender Talente sowie alter Hasen der härten digital/analogen Gangart. Neben Nine Inch Nails Frontmann Trent Reznor und Lamb of God praktizieren Jacob Duzsik, John Famiglietti und Benjamin Miller mit aktuellen Acts wie Poppy oder der für seine Cyberpunk-Symfonien gefeierte Franzose Perturbator. Oft geht dabei Hand in Hand, was nicht eh schon seit langem gemeinsam durch dunkle Rosenbeete moshen sollte, hin und wieder ist man aber auch angenehm überrascht darüber, wie gut der HEALTH-Sound einigen nicht ganz so offensichtlichen Künstler*innen zu Gesicht steht.

Fans der ersten Stunde dürften jedoch seit der ersten „Disco“-Auflage wissen, dass sich HEALTH hier weitaus weniger noisig zeigen als auf den überragenden Kern-Alben, die sie zu Legenden gemacht haben. Allen voran das nunmehr 3 Jahre alte „Vol. 4: Slaves of Fear“ gilt als Meilenstein der etablierten Donnerwetter-Kombo. All diejenigen, die ihre musikalischen Socken aber auch gerne mal in unterschiedliche Schubladen stecken, werden aufs Neue fündig. Es ist erstaunlich, wie gut die insgesamt 12 Tracks trotz wechselnder Gäste ineinandergreifen. HEALTH präsentieren auf „DISCO4::PART II“ ihre volle Bandbreite, wissen ihre Mitstreiter gekonnt in Szene zu setzen und liefern alles andere ab als ein Album, das nach fauler Remix-Kultur klingt.

Dass es thematisch bei den Tracks auf „DISCO4::PART II“ um die Schnelllebigkeit der heutigen Zeit und die damit einhergehenden Probleme wie Verlust- und Bindungsängste und Depressionen geht, ist dabei nur Nebensache. HEALTH und Co. legen hier ein virtuoses Klangwerk für die Endzeit vor. Tanzbar, nackenbrechend und ab und an auch ein wenig einfühlsam.

12.06.2022 (AT) Wien – Arena
20.06.2022 Dortmund – Junkyard
21.06.2022 (CH) Zürich – Dynamo
22.06.2022 Wiesbaden – Kesselhaus
20.10.2022 (CH) Lausanne – Les Docks
21.10.2022 München – Freiheizhalle
22.10.2022 (AT) Wien – Arena
28.10.2022 Berlin – Heimathafen
05.11.2022 Hamburg – Uebel&Gefährlich
08.11.2022 Köln – Kantine

VÖ: 08. April 2022 via Loma Vista Recordings