Text: Christoph Walter, 26. August 2022

Wohl dem, der wie die Australierin Julia Jacklin eine in Kanada ansässige Tourband (unter anderem mit der Drummerin Laurie Torres von der sträflich unterschätzten, aber fabelhaften Folkpop-Kombo Folly And The Hunter) hat. Die Wege in die umtriebige Musikszene Montreals sind dann nämlich dementsprechend kurz, was nun eben zur Folge hat, dass kein Geringerer als Owen Pallett für die Streicherarrangements auf „Pre Pleasure“ verantwortlich zeichnet. Aber auch ansonsten hat sich für Julia Jacklin der Umweg gelohnt, denn die nach „Don’t Let The Kids Win“ (2016) und „Crushing“ (2019) dritte Solo-LP ist ihre bisher beste und vor allem abwechslungsreichste.

Los geht es mit eingängigem Minimalpop mit Drumcomputer und behutsam dosierten Lautstärke- und Tempoverschärfungen („Lydia Wears A Cross“, „Love, Try Not To Let Go“), später folgt an Regina Spektor („Ignore Tenderness“) und dem Indie-Rock der Neunziger („Be Careful With Yourself“) Geschultes. Besondere Trümpfe ausspielen kann Julia Jacklin aber vor allem mit ihren durch die Bank großartigen Balladen, nämlich dem fast geisterhaften „Too In Love To Die“ und dem in sich gekehrten „Less Of A Stranger“ im Sixties-Folk-Stil. Am Ende kommen in „End Of A Friendship“ noch einmal die eleganten Streicher von Owen Pallett zu Einsatz, ehe man als Hörerin oder Hörer zufrieden zurückbleibt.

15.11.2022 Köln – Gebäude 9
18.11.2022 Hamburg – Knust
24.11.2022 Berlin – Columbia Theater
25.11.2022 München – Strom

VÖ: 26. August 2022 via Transgressive Records