Text: Julian Neckermann, 14. August 2020

2020 ist ein lähmendes und zu großen Teilen einsames Jahr. Ich muss mir dabei ganz genau überlegen, welchen Filmen oder auch welcher Musik ich mich aussetze – vieles, was mich sonst begeistert, zieht mich noch mehr runter. So verhält es sich tatsächlich auch mit der zweiten Akustik-Soloplatte von Melvins‘ Buzz Osborne, die mich zu jeder anderen Zeit vermutlich euphorisierter zurückgelassen hätte – zumal Osborne hier mit Trevor Dunn kollaboriert, dessen jazziges Bassspiel ich sehr schätze. Das sagt aber erstmal gar nichts über die Qualität der Platte aus. Sie lässt einen – mich – nur etwas verzweifelter zurück.

Ich will gar nicht lange auf einzelne Songs eingehen. Bei „Gift of Sacrifice“ handelt es sich um ein Album, das im Prinzip recht reduziert und ehrlich daher kommt. Trotzdem geht von dieser Stoner-Doom-Psych-Mischung eine Wirkung aus, die schwer zu fassen scheint. Die ziemlich geradlinigen, trockenen Wüstensandriffs werden immer wieder verwoben mit wunderschönen, melodisch-hoffnungsvollen Gitarrenlicks. Dazu tönt Dunns Kontrabass, mal gezupft, mal gestrichen und untermalt damit Osbornes überzeugende Vokalarbeit. Ge- und unterbrochen wird das Ganze immer wieder recht unvermittelt durch kurze, instrumentale und recht experimentelle Interludes und Outros, die einem regelrecht vor den Kopf stoßen – als würden bei einem Radioprogramm Interferenzen die eigentlich gewählte Frequenz überlagern.

Bei mir ruft diese Opfergabe, wie eingangs schon erwähnt, ein Gefühl der Lähmung aus. Mit seiner esoterischen, mitunter repetitiven Grundstimmung dämmert man in einen eigenartigen Schlaf-Wach-Zustand, der einen so schnell nicht mehr los lässt, was durchaus für die Qualität der Musik spricht.

VÖ: 14. August 2020 via Ipecac Recordings